this post was submitted on 12 Aug 2023
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[–] PlatypusXray@feddit.de 22 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (15 children)

Die AfD war mal eine wählbare Partei. Der Gründer, Bernd Lucke, mag kein Sypathieträger sein, aber ein Nazi ist er nicht. Man muss sehen, dass die Partei In einer Zeit entstand, in der Angela Merkel jeden Mist als "alternativlos" durchgeboxt hat. Irgendwann wurde Lucke von den rechten um Frauke Petry rausgemobbt, und die Partei kippte wie ein ungepflegter Gartenteich. Frauke Petry hatte gewonnen, bis sie selbst rechts überholt wurde, und man darf darauf warten, dass Herr Höcke abgesetzt wird, weil er nicht rechts genug ist.

Ich denke, es ist dumm, die AfD und ihre Wähler als homogene Gruppe zu betrachten, auch wenn das in dieser Bubble hier zum guten Ton gehört. Meiner Ansicht nach ist diese Partei zwar unwählbar, weil sie die Nazis in ihren Reihen nicht nur toleriert, sondern auch bereitwillig von ihnen profitiert. Solange der Rest sich nicht angewidert abwendet gibt es nun einmal keinen Grund, den braunen Flügel fallenzulassen. Aber: Ich bin mir sicher, dass das nicht alles Nazis sind. Während andere Parteien die Bedrohung durch eine ungerechte Sprache bekämpfen wollen, weist die AfD darauf hin, dass man in manchen Städten insbesondere als Frau nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr rausgehen kann.

Vielleicht kennt ihr das Gefühl, dass man hat, wenn man sieht, wie viele Leute trotz aller Daten und Fakten immer nocht so tun als sei der Klimawandel kein Problem. Man kann es nicht glauben. Es bringt einen zur Verzweiflung und macht einen wütend.

Und jetzt versucht bitte, Euch vorzustellen, dass es da draußen Leute gibt, denen es bei Themen wie der inneren Sicherheit genauso geht. Die sind sauer und fassungslos. So sauer, dass sie sich denken: "OK, ja, da sind ein paar Nazis in der Partei, aber wer ist schon perfekt?" Ob die AfD die innere Sicherheit besser hinkriegen würde? Falsche Frage! Das ist völlig irrelevant, aber der große Vorteil der Grünen vor der letzten Wahl war, dass sie wenigstens darauf hinweisen, dass der Klimawandel uns alle plattmachen wird, wenn wir nichts tun. Das ist 100% mehr als bei der CDU. Bevor die Grünen jemals irgendwo eine Entscheidung fällen durften, mussten sie erst einmal gewählt werden, und sie wurden gewählt, weil sie das Thema Umweltschutz ansprachen, während es für die anderen Parteien noch gar nicht interessant war. Im Moment werden AfD-Wähler hier und anderswo einfach nur beleidigt und als Nazis abgestempelt. Ich persönlich denke auch, dass man gewisse Defizite haben muss, um solche Leute wie Höcke einfach nicht zu bemerken, aber gegenseitige Abwertung ist nicht zielführend. Wenn man sich damit beschäftigen würde, was genau die Leute so verzweifelt macht, dass sie ihr Kreuz an der falschen Stelle machen, könnte man den Erfolg der AfD brechen, und es wäre wirklich, wirklich gut, wenn das so langsam mal gelänge.

[–] hansmeiser666@lemmy.world 3 points 1 year ago (1 children)

Wenn es diesen Leuten nur darum ginge Lösungen einzufordern würden sie ihre Kreuze auch bei anderen "alternativen" Parteien machen, wie z.B. Volt, Piraten, usw., oder halt protestieren und KEINE Partei wählen. Sie entscheiden sich statt dessen aktiv für die Nazis. Damit ist jeglicher Diskussion Genüge getan.

[–] PlatypusXray@feddit.de 0 points 1 year ago (1 children)

Klar, die wählen Parteien, von denen sie ganz genau wissen, dass sie von der 5%-Hürde geschluckt werden. Und der Diskussion ist nicht dadurch „genüge getan“, dass Du das gerne hättest.

Wenn Du Fehler in meiner Argumentation gefunden hast, können wir gerne über diese sprechen. Ansonsten bleibe ich dabei, dass die These von der homogenen Masse der AfD-Wähler sich nicht dazu eignet, den aktuellen Trend zu brechen.

[–] thomsbe@red.cyberhase.de 3 points 1 year ago (1 children)

Deine Argumentation ist schlüssig und ich stimme überein. Man muss als Gesellschaft schauen, was jeden 5ten dazu bringt, ihr Kreuz bei solchen Figuren zu machen.

Der einzige Punkt dem ich nicht zustimmen kann, ist der mit der inneren Sicherheit. In den Städten, wo sich diese Szenen mit den allein abends raus gegangenen Frauen abspielen sollen, wählt kaum jemand AFD. Die wird genau dort gewählt, wo keine wilden Horden vor dem Bahnhof vagabundieren. Die Leute auf dem Land kennen Geschichten von solchen Dingen, haben aber selber gar keinen Kontakt zu den angeblichen Problemen.

In Sachsen sind alle Wahlkreise blau, nur nicht in den Städten, wo die Probleme ja sein sollten. Das kann es also nicht sein, dann ist die Angst nur eingebildet. Es muss was anderes sein. Vielleicht weil da schon immer der Rand der Zivilisation war? DDR war Mist, weil alle Geld ging nach Berlin und Ostsee und vielleicht noch Harz, weil dort war Urlaubsgebiet. Rest vergammelte. Dann kann Kohl und versprach blühende Landschaften, CDU wird gewählt. Blüht aber nichts, Treuhand entlaubt die gesamte Region. Jetzt wird halt nicht mehr CDU gewählt, SED geht auch nicht, bleibt nichts anderes übrig als AfD. Ich glaube nicht, das irgendjemand das Programm liest oder einen tiefer gehenden Gedanken verschwendet, was er da wählt. Da ist schlimm.

Keine Ahnung, was man tun kann. Bildung, aber dafür ist es zu spät für viele. Was Unsinn ist, einfach Nazi rufen und Debatte beendet. Da mag funktionieren, weil man sich dann voll überlegen fühlt, aber nur für sich selbst. Im echten Leben ist es wohl nicht zielführend. Zum ersten wird Nazi inflationär verwendet für alles, was nicht Marx ist. Weil das so ist, hat es total seinen Schrecken verloren. Den Leuten ist egal, weil alles und jeder Nazi genannt wird. Kein Unterschied zwischen original Addi und irgendjemand der meint, 500 Migranten die im Sommer im Zentrum rumlungern sind nicht so schön für allein vorbei gehende Frauen. Die Nazi Keule funktioniert nicht mehr. Zweitens haben die Leute die jetzt ein Fünftel sind, wirklich irgendwelche Probleme. Vielleicht nur eingebildete? Vielleicht echte?

Das würde ich versuchen aufzuklären, statt es sofort zu beenden und Nazi zu rufen. Sicher haben Medien wie Bild einen Teil der Schuld, die hetzen einfach nur noch gegen alles. Leute wie Kretschmer haben Schuld, weil sie versuchen als eine Art AFD light durch zu kommen.

Davon abgesehen, die AfD ist Nazi. Sie wollen unsere Republik abschaffen, so wie sie jetzt ist. Alle moderaten Mitglieder sollten sich abwenden und das was übrig ist, gehört verboten. Leute wie Höcke sind genau die Sorte Leute die man Nazi nennen muss. Es mag welche geben, die das ausnutzen und versuchen darüber an den Geldtopf zu kommen. Die sind dumm, das wird genau so nicht funktionieren, wie es schonmal nicht funktioniert hat. Bernd wird tun, was Bernd tut, wenn er an die Macht kommt. Die anderen Figuren denken, sie können auf der Welle mit schwimmen, werden untergehen.

Was aber wollen die Wähler eigentlich? Also die, die nicht echte Nazis sind?

[–] PlatypusXray@feddit.de 2 points 1 year ago (1 children)

Danke für den guten Beitrag!

Meine Vermutung zur inneren Sicherheit wäre ein Denken in der Art von „Schaut euch an, wie es da drüben aussieht! Bei uns darf es niemals soweit kommen!“, aber das ist zugegebenermaßen Spekulation.

Ein Punkt, der mir noch eingefallen ist, wäre die mediale Berichterstattung. Hat mal jemand was von ALFA oder LKR gehört? Nein? Das ist die Partei, mit der Bernd Lucke weitergemacht hat, als die Rechten die AfD gekapert hatten. Da aber unsere Medien lieber von jedem braunen Furz berichten, kennt man als gefährdeter Wähler eben nur die AfD.

Um herauszufinden, was die Wähler nach rechts treibt, könnte man vielleicht Wahl-O-Mat-Daten auswerten. Hat man einmal die wichtigen Themen identifiziert, kann man sich daran machen, eingebildete Probleme zu dekonstruieren (was sicher nicht trivial ist) und vor allem echte Probleme in die Agenda demokratischer Parteien einfließen zu lassen.

[–] thomsbe@red.cyberhase.de 1 points 1 year ago

Die Antworten im Wahl-o-mat sind von vermutlich allen Parteien inzwischen designed um populistisch einfache Antworten auf komplexe Fragen zu liefern und entsprechen Wahlplakaten. Es triebt die Wähler nicht unbedingt nach rechts, denke ich. Genau wie junge Wähler am liebsten die Reichen essen wollen, denen alles weg nehmen und auf alle verteilen möchten. So wollen die Alten evtl. einfach das es so bleibt wie es war. Wenn in deiner Biografie schon 30 Jahre Gesellschaftsspiele utopischer Art wie Sozialismus sind, und ein radikaler Umbruch in genau das Gegenteil und 30 Jahre Kapitalismus inkl. der eher unschönen Nebenwirkungen, dann ist ein erneuter Umbruch auf Öko/Weltoffen/Bunt/Global vielleicht nicht mehr erwünscht.

Wenn nun auf dem Land in Ostsachsen jede Nacht Gruppen von Migranten von Polen aus einsickern, die in Grenznähe gesammelt werden und in der Zeitung nur steht, es sind schon mehr als 2015. Dann hört man nichts außer Gemurmel von den Verantwortlichen und sieht aber neuerdings in jedem Dorf dort Schilder an der Laterne: Grenzschutz jetzt!

Was genau erwartet man von einfachen Leuten? Das sie das hinterfragen? Da ist das Problem illegaler Grenzüberschreitung und es hängt die einfachste Lösung an der Laterne. Leute kreuzen das an, Punkt. Kein Nazi, nur einfache Lösungen jeden Tag an der Laterne.

Das Gegenstück hierzu ist: Es fehlt Geld? Lasst mal die Reichen essen und deren Geld verteilen. Ist genau so eine unterkomplexe Lösung für ein komplexes Problem.

Berichte mal einer genau so oft und reißerisch von den Millionen gelungenen Migrationsgeschichten wie von "ein deutsches Mädchen wurde abendes angemacht von Arab". Das könnte auf dem Dorf wirklich der Besoffene Ronny gewesen sein, wird halt nie berichtet. Auch nicht von den integrierten Migranten, die es ja zu hauf geben muss. Da kommt ab und zu mal ein Bericht. Den Leuten ist ja nicht klar, dass Zuwanderung die einzige Lösung für unser Rentenproblem ist.

Was man findet: Abgehängte Ossis! Nazis! Einfache Antwort auf ein komplexes Problem. Gratulation!

Alpha und LKR haben aus Angst keine populistischen Punkte und ein übertrieben restriktives Aufnahme-Ritual, wenn man schon mal länger als 3s ein AfD Plakat angeschaut hat, kann man nicht mehr mitmachen. Und Petry hatte wirklich auch ziemlich abwegige Vorstellungen. Lucke und die anderen Wirtschaftstypen haben ein so komplexes Thema versucht runter zu brechen auf einfache Sätze, dass sie scheitern mussten bzw. eben Klientel angezogen haben, dem es nicht um Stabilität in der Eurozone geht, sondern um eine Alternative für Deutschland im Sinne von Bern H und seinen braunen Freunden.

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