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Gebe ich jetzt meinem Blumentopf die Schuld, wenn ich sage, er stürzte von der Fensterbank? Ist ein Baum, der gefällt wird, selbst Schuld, wenn er dann auch wirklich fällt?
Wäre „Die Tür touchierte die Radfahrerin” persönlicher?
Ich bin in der Sache durchaus auf deiner Seite, aber man kann’s mit dem Wörter-auf-die-Goldwaage-legen auch übertreiben.
Es geht darum, dass der Autofahrer nicht aufgepasst hat und einfach die Tür geöffnet hat. Es klingt aber so, als hätte die Tür sich von selbst geöffnet. Eine korrektere, einfachere, direktere Variante wäre: "Der Autofahrer touchierte die Radfahrerin mit der Tür."
Und dann ist da noch die Frage, ob "touchiert" der richtige Ausdruck ist oder ob es eher "rammte" sein sollte.
Das ist eben nicht 100% klar. Nur 99% oder so. Es kann theoretisch auch sein, dass die Tür die ganze Zeit auf war oder defekt ist, vom Wind geöffnet wurde, oder, oder...
Klar ist nur, dass die Frau mit der Tür kollidiert ist und - ich vermute weil er es zugegben hat - der Autofahrer die Frau übersehen hat. Alles andere ist Spekulation und hat nun einmal in einer Pressemitteilung der Polizei nichts zu suchen. Die Schuldzuweisungen gehören ausschließlich in die Pressemitteilung des Gerichts.
Es kann doch nicht die Lösung sein, Pressemitteilungen in maximal passiver, distanzierter Sprache zu schreiben. Dann lieber ein "Wahrscheinlich ist, dass [Aktion passierte]." Dann steht das wenigstens klar drin.
Also sollte man der Tür die Schuld geben, weil sie sich juristisch nicht wehren kann?
Doch. Den "wahrscheinlich" Teil kann man sich selbst denken.
Das mag stimmen – für jeden, der noch nie eine Autotür bedient hat.
Klar, der Fahrer hat die Tür einfach breit wie ’ne Schrankwand aufgetreten.
Du fährst offensichtlich nicht Fahrrad. Erschreckend sehr viele Autofahrer machen mit Schwung einfach ihre Autotür komplett auf, ohne auch nur einmal zu gucken, ob frei ist.
Ich fahre schon immer mit Abstand aber bei manchen erschreckt man sich da trotzdem total.
Ich fahre zwar zurzeit nicht Fahrrad, bin aber früher jahrelang zur Schule gependelt. Ich weiß, wie es ist, wenn Autofahrer einen in einer 3m breiten Einbahnstraße überholen, unversehen~~d~~s aus Einmündungen ausfahren, um auf dem Radweg zu halten, beim Abbiegen die Vorfahrt missachten und auf dem Radweg parken.
All diese Probleme löst man aber nicht, indem man fordert, dass jeder Artikel über einen Unfall den Autofahrer aufs Schärfste verurteilt und dabei noch Sprache benutzt, die auf Vorsatz schließen lässt.
[Edit: Rechtschreibung]
Es geht nicht um Vorsatz. Aber jegliche Formulierungen werden fast ausschließlich so getan, als wäre das Auto/der Autofahrer ein passives Objekt, den absolut keine Schuld tragen kann, und lediglich das Fahrrad/der Fahrradfahrer ist der aktive, der womöglich noch irgendwo ne Teilschuld trägt (kein Fahrradhelm!)
Das war der Begriff, der mir einfiel, sicher imperfekt. Es wäre einfacher, ein passendes Wort zu finden, wenn man die Beschreibung der Tat aus erster Hand hätte.
"Strauchelte, weil touchiert worden und dann über Schmerzen klagend" klingt aber für mich insgesamt alles arg nach der Wertung "wehleidige Radfahrerin soll sich mal zusammenreißen, der Autofahrer hat doch nichts gemacht."
Das wäre auch nicht richtig, da er die Tür warscheinlich im Weg des Opfers positioniert hat. Rammen setzt einen gewaltsamen Impuls beim Rammenden voraus. Stattdessen verhält es sich hier eher wie beim Bein stellen. Ich würde vorschlagen davon zu sprechen, dass der unachtsame Autofahrer das Opfer autotürte. Klingt erstmal komisch, wird sich aber schnell einschleifen, weil es ein so bedauerlich, alltägliches Phänomen betrifft. Hilft Autofahrern wahrscheinlich auch, über die Benutzung der Tür nachzudenken.
Zu 1: Ein Blumentopf fällt nicht von selbst und ein Baum fällt sich nicht selbst, also ist in beiden Fällen eine Person verantwortlich (der Autofahrer also)
Zu 2: Das Wort "touchiet" ist das falsche. Wenn es genug ist um jemanden zum stürzen zu bringen, dann wurde die Person gestoßen? gerammt? aber auf jeden fall nicht "touchiert".
Und ja, in diesem Fall ist es noch nicht so dramatisch, aber es fängt halt bei "kam ins straucheln" an und hört bei "demonstrant hat die straße blockiert und wurde dann halt mit der stoßstange des streifenwagens entfernt" auf.
Warum da aufhören, da kommt ja noch ein Mensch drin vor: Die Straße wurde dank des entschlossenen Handels seitens der Polizei unter der Verwendung der Einsatzfahrzeuge von ihrer Blockade befreit.
Doch, durch Wind zum Beispiel. Außerdem ist, selbst wenn eine Person den Fall verursacht hat, nicht unbedingt klar, welche Person es war. Man kann z.B. auch als Beifahrer die Fahrertür öffnen.
Ich würde als Pressesprecher der Polizei also einen Teufel tun und bei solchen Nachrichten irgendwem die Schuld zuzuweisen. Vor allem, da das ganze ja vermutlich nur auf einem sehr kurzen Bericht der Schutzpolizei basiert. Wer auch immer die Pressemitteilung verfasst hat, war ziemlich sicher nicht persönlich mit dem Fall befasst. Da kann einiges schiefgehen und dann hat man im schlimmsten Fall selbst Verfahren wegen übler Nachrede am Hals.
Das müßtest du die Polizeidirektion fragen. Die haben allerdings nicht geschrieben, dass die Radfahrerin vom Rad "gefällt" wurde. Wäre möglicherweise eine zutreffendere Beschreibung. Aber jetzt lege ich schon wieder Worte auf Goldwagen. Uiuiui.