this post was submitted on 10 Jun 2024
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Okay, ich hab den empirischen Teil der Studie gelesen (Diskussion nur überflogen), also kann ich glaube ich jetzt was dazu sagen.
Die Rede ist von einer Einsparung von ca 15-20 Millionen Tonnen CO2 per annum in Australien, wenn man auf Milch- und Fleischprodukte verzichtet. Das stellt bei etwa 400 Millionen Tonnen Gesamtemission für den Kontinent etwa 5% dar, was nicht nichts ist, aber mich stark an den guten alten CO2-Footprint erinnert, der ja bekanntlich eine Erfindung der Mineralölindustrien war, um die Verantwortung den Konsumenten in die Schuhe zu schieben.
Am meisten stutzig gemacht hat mich, dass nirgends die Rede von Verpackung und Plastik ist.
Mein persönliches Fazit: ja klar, es wäre schön, wenn die Menschen weniger/keine tierischen Erzeugnisse mehr konsumieren würden, aber eigentlich weichen wir der Problematik aus, wenn wir uns vorrangig auf solche Gebiete konzentrieren. Europas CO2-Emissionen im Bereich Privatmobilität haben sich seit 1990 um 25% erhöht, während alle anderen Sektoren, inklusive Landwirtschaft und Industrie, um denselben Wert gefallen sind.
Polemisch ausgedrückt: wir können mit Veganismus die Emissionen um ca 5% reduzieren, mit Verzicht auf Autos um ewa 10% wenn ich die schnell zusammengesuchten statistischen Daten richtig ausgewertet habe (70% der Emissionen von PKW, davon wiederum 60% Privatverkehr). Wenn man davon ausgeht, dass der Verkehrssektor auch den gleichen Wandel durchmacht wie alle anderen Sektoren, sogar mehr.
Und nein, das ist kein Whataboutism, denn in der Studie geht es explizit um das Erreichen der Klimaziele, das wird gefühlt 1000 Mal gesagt.
"Ich allein kann nichts ändern" ist eine vorschnelle Ausrede, um Verantwortung auf andere abzuwälzen. Aber du bist für dein Leben und dein Handeln verantwortlich. Sei ein gutes Vorbild, weil du es sein kannst.
Unser Überleben als Spezies steht mittelfristig auf dem Spiel, unser Zusammenleben und unsere Demokratie sind bedroht. Es gibt kein kein CO2-Budget mehr, wir müssen global jetzt sofort aufhören mit den Emissionen. Jede Tonne zählt, jede Nachkommastelle, denn bei 2,54 Grad hört die Menschheit ja nicht auf zu existieren, sie leidet nur noch mehr als bei 2,53 Grad.
Es gibt große Zerstörer, die kennen wir inzwischen alle. Gleichzeitig würden wir, selbst wenn diese Konzerne sofort verschwunden wären, allein durch unsere rücksichtslose Ernährung noch über dem 1,5 Grad Ziel landen. Warum schiebst du diese Verantwortung weg? 5% sind sehr viel, wenn wir eigentlich bei 0% liegen müssten. Wir müssen uns auf allen Ebenen verändern und mit deiner Ernährung kannst du jetzt sofort anfangen:
Beim nächsten Einkauf sparst du 2/3 Landfläche, Wasserverbrauch und CO2-Emissionen ein. Stattdessen argumentiert du rum, weil du einfach weiter Käsebrot essen willst.
Entschuldige, hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe?
Wir müssten nur aufhören, sinnlos Auto zu fahren und wir könnten das doppelte bis dreifache sparen. Ein (symbolisches) Käsebrot ist der Tropfen auf dem heißen Stein. Warum du jetzt mit genau dieser Argumentation ankommst, die hinter moralistisch-aktionistischem Blödsinn wie dem CO2-Fussabdruck steckt, entzieht sich für mich jeglicher Sachlichkeit.
Ich habe nichtmal gefordert, es zu lassen, das kann jeder Mensch für sich selbst entscheiden und es gibt viele gute andere Gründe, auf tierische Erzeugnisse zu verzichten, wie ich übrigens auch schrieb. Aber es ist Unsinn, die Zukunft des Planeten von solch volatilen und marginalen Faktoren abhängig zu machen. Wir müssen an die Großen dran. Die sind die Verursacher, die sind die Akteure.
Ich sag es mal offen und unverblümt: ich hab keinen Bock mehr auf kleinbürgerliches Ideologie- und Moralgeplänkel, ich will, dass wir gegen diese Vernichter vorgehen und dann was davon zu erzählen, dass nur schnell alle auf dem Planeten mal eben ihre Essgewohnheiten ändern müssen, ist für mich die reinste Augenwischerei und Zeitverschwendung.
Noch was: kannst du mir bitte eine Quelle für deine Aussage mit den 1,5 Grad geben? Das möchte ich gern selbst recherchieren.
Unsere Punkte sind ja gar nicht so weit auseinander: Wir müssen die Konzerne zur Rechenschaft ziehen, unbedingt. Und gerne auch rückwirkend bis in die 1960er, denn seitdem wussten die Männer in den Chefetagen dort genau was sie tun.
Die Politik will wiedergewählt werden und orientiert sich deshalb an der Stimmung in der Bevölkerung. Wenn wir alle wollten, dass diese Konzernchef hinter Gitter wandern, würden wir Politiker wählen, die das durchsetzen. Tun wir aber nicht, weil billiger Strom, schön in den Urlaub, Arbeitsplätze und immer neue Spielzeuge sehr angenehm sind. Was können wir also tun wenn ein großer Teil der Bevölkerung sich nicht interessiert? Schau dir die Umfragen an, die meisten Deutschen sind gleichgültig gegenüber den kommenden 25 Jahren und gleichgültig gegenüber möglichen Lösungen.
Also müssen wir zeigen, dass eine andere Art zu leben als die jetzige möglich ist und auch Spaß machen kann. Und das beinhaltet beides: 10% Einsparungen bei Autos und 5% bei der Ernährung. Und zusätzlich noch Ökostrom, Second Hand-Klamotten, Repaircafés, begrünte Hausfassaden und den ganzen anderen Solarpunk-Kram. Das als "moralistisch-aktionistischem Blödsinn" abzutun finde ich absolut daneben. Irgendwer muss ja anfangen, uns bleibt doch gerade jetzt nichts anderes! Willst du weiter schimpfen und hoffen, dass sich die Anderen™ endlich ändern, damit du selber es nicht tun muss? Es gibt keinen großen Knopf der uns aus der Scheiße holt, nur 1000 kleine Baustellen die wir alle gemeinsam so gut wir können angehen. Müssen.
Das habe ich aus diesem kurzgesagt-Video, die wiederum beziehen sich auf Our World In Data, ist verlinkt.
Ja, da sind wir voll beieinander.
Da nicht mehr so ganz. Ich möchte keinen Menschen dafür verurteilen, für sich nach einem glücklichen und angenehmen Leben zu streben. Es liegt in der Verantwortung der Erzeuger von Massenkonsum, diesen in Rahmen zu gestalten, dass der Rohstoffbedarf eben nicht über der verfügbare Menge liegt.
Ich für meinen Teil habe auch kein Interesse daran, irgendwelche Konzerner rückwirkend in den Bau zu stecken. Mir liegt überhaupt nichts an Schauprozessen und persönlicher Verantwortung (auch, wenn ich diese Menschen natürlich verachte). Nein, ich will Geld von denen - also nicht für mich, sondern für die Natur. Ich möchte, dass die Ökologie als ein ebenbürtiger Mitgestalter der Ökonomie fungiert. Und ich möchte, dass der Verstoß dagegen auf persönlicher Ebene mit Machtverlust gestraft wird, nicht mit Geld. Wie gesagt, ich strebe ein effizientes System an, das sich selbst trägt, keine Ideologie.
Und jetzt bin ich schon wieder voll bei dir. Wirklich 100% deiner Meinung.
Es ist so auch nicht gemeint gewesen. Irgendwie scheinst du hier bewusst oder unbewusst den Teil abzuschneiden, in dem ich ein viel effizienteres Mittel vorschlage, nämlich Privatmobilität neu zu denken. Begründung: weniger immanenter persönlicher Verlust bei mindestens drei, eher fünf- bis sechsfacher Effizienz. Und man pisst Konzernen wie VW direkt ans Bein.
Nein, das ist, was ich mit moralistisch meine. Ich glaube, ich tue schon so einiges dafür, weniger CO2 auszustoßen und das nicht erst seit gestern, sondern seit beinahe zwei Jahrzehnten. Das kann ich bestimmt noch besser machen und ich werde das auch versuchen, aber meine Bestreben sind einen Scheiß wert, wenn Großkonzerne und globale Akteure nicht handeln und ich hab keine Lust, mich hier als den Moralapostel hinzustellen und anderen zu erklären, dass sie auch so toll sein sollen wie ich. Ich investiere Zeit und Geld, um anders aktiv zu werden, politisch wie wirtschaftlich.
Ich stimme dir total zu, dass wir bei uns selbst anfangen müssen, aber wir sollten aus meiner Sicht nicht in devotes Sparverhalten abdriften, sondern den Druck erhöhen auf die, die das wirklich ändern können. Da darf sich gern jeder mal fragen: was trage ich denn außer tadelloser Lebensweise bei? Wir müssen hier nicht einer Meinung sein, aber ich mag es nicht, wenn man sich gegenseitig Tatenlosigkeit vorwirft, ohne überhaupt nachzufragen und vielleicht unterschiedliche Wege voneinander zu lernen. Das ist am Ende Effizienz und da wollen wir, wenn ich nicht irre, doch hin.
Danke dir. Das schaue ich mir an, kurzgesagt ist immer einen Blick wert.
Damit kann ich gut leben, vielen Dank für den Austausch. :)
Ich freu mich immer, wenn man mit vermeintlich unterschiedlicher Meinung (oder geringfügig anderer, das reicht ja heute schon) eine Diskussion mit friedlichem Ausgang führt. Und noch mehr, wenn ich ein Teil dieser sein darf. Also danke dir auch dafür!