this post was submitted on 16 Apr 2025
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

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Das Sammelbecken auf feddit.org für alle Deutschsprechenden aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und die zwei Belgier. Außerdem natürlich alle anderen deutschprechenden Länderteile der Welt.

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[–] RamenDame@lemmy.world 17 points 4 days ago (1 children)

Ich bin 2018 alleine in eine Großstadt gezogen, hatte nur den Job und kannte niemanden und bin mehr zufällig in den Verein gestolpert. Nach dem dritten Treffen wurde ich unverbindlich gefragt einzutreten (2.5 € / Monat). Ich dachte ich verlasse die Stadt eh in 3 Jahren aber was soll’s. Ist ja nett hier. Damals noch unter 70 Mitglieder. Oft bin ich Monate lang nicht gekommen. Arbeit, müde oder andere Freunde treffen.

Schnitt. So’n komischer Virus macht die Runde und auf einmal darf ich nicht mehr irgendwo hin. Der Verein verliert seine Stammtischlocation. Und auf einmal hat es Klick gemacht. Es lebt halt alles nur vom mitmachen. Super engagierter Vorstand und ich nehme mir vor: Donnerstags wird heilig, das wird für mich wie für andere in die Kirche gehen.

Es ist nun 2025. 150 Wahnsinnige sind Beitragszahlende. Niemand muss was machen, aber alle die sich einbringen haben coole Vorteile: Günstige T Shirts, Vereinsveranstsltungen günstiger etc. Natürlich finde ich nicht jedes Mitglied supi, aber 90% sind einfach super nette Menschen. Du hast ne lustige Idee? Der Vorstand gibt dir Geld und du setzt es um. Ich habe Arbeitskolleginnen, meinen Partner und soviel mehr Leute motiviert beizutreten. Du kommst Donnerstag abends vorbei: du kannst dir sicher sein, dass ich dich herzlich begrüße und du willkommen bist. Auch die Vernetzung mit anderen Vereinen läuft mega gut. Ich bin nicht im Vorstand, aber aktives Mitglied.

Jetzt bin ich auf Jobsuche und denke mir seit 15 Jahren das erstmal: Ich will hier nicht weg. Hier ist es schön, hier bin ich zuhause. Bringt euch ein. Macht mit, auch wenn es nur ein paarmal im Jahr ist.

[–] Jumi@lemmy.world 9 points 4 days ago (2 children)

Was für eine Art Verein ist das? Einfach nur einer der sich einmal pro Woche trifft?

[–] Bababasti@feddit.org 15 points 4 days ago (1 children)

Inbefore es ist einfach ein simpler Stopselclub

[–] Jumi@lemmy.world 6 points 4 days ago

Des klingt ja griabig, da möcht ich auch mitmachen.

[–] RamenDame@lemmy.world 8 points 4 days ago (2 children)

Brettspiele. Aber es haben sich auch kleine Untergruppen gebildet, die regelmäßig Essen gehen. Es lädt halt auch ein sich privat zu treffen. Aber es gibt eben auch einmal die Woche ein Treffen, dass offen ist für jeden und auch das Ziel verfolgt offen und einladend zu sein.

[–] Jumi@lemmy.world 4 points 4 days ago

Das ist ziemlich kühl

[–] Random_German_Name@feddit.org 1 points 3 days ago

Das klingt echt cool

[–] trollercoaster@sh.itjust.works 36 points 5 days ago* (last edited 5 days ago) (10 children)

Leider ist eine Gesellschaft, in der das passiert, was der Artikel beschreibt, von allen relevanten Parteien seit Jahrzehnten politisch gewollt. Wir sollen eine Gesellschaft von passiven Konsumenten sein und ja nicht auf die Idee kommen, dass man durch Kooperation was ganz Großes auf die Beine stellen kann, auch wenn man selbst nur ein kleines Licht ist. Deswegen wird uns seit Jahrzehnten grenzenloser egoistischer Individualismus als die ultimative Freiheit verkauft.

[–] homoludens@feddit.org 15 points 5 days ago (1 children)

Das ist meiner Meinung nach nicht nur (vielleicht nicht mal in erster Linie) ein durch Parteien verursachtes Problem, sondern auch ein durch den Kapitalismus und unsere Rolle als Konsumenten. Wir sind gewohnt, dass wir nichts konkretes mehr machen müssen, damit etwas passiert oder bekommen - wir klicken einen Button oder bezahlen jemanden und dann passiert etwas. Selbst etwas auf die Beine zu stellen ist im Vergleich dazu viel komplizierter, verwirrender, unsicherer und erfordert viel mehr Skills - reden, organisieren, Meinungsverschiedenheiten aushalten, tätigkeitsabhängige Skills, ...Und das ist natürlich auch ein Teufelskreis, weil wir kaum noch Gelegenheiten (oder Notwendigkeiten) haben, diese Skills einzuüben. Alles ist entweder Konsum oder Lohnarbeit.

[–] trollercoaster@sh.itjust.works 10 points 4 days ago

Kapitalismus und unsere Rolle als Konsumenten.

Der freidrehende Kapitalismus, der Menschen zu entsolidarisierten Arbeitsdrohnen und passiven Konsumenten reduziert, ist politisch so gewollt. Seit Jahrzehnten werden systematisch verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt, wenn es darum geht, aus neoliberalem Sparwahn, natürlich nur, um die Wirtschaft™ zu entlasten™, zivilisatorische Errungenschaften einzustampfen. Das machen alle großen Parteien so. Im Moment sind als Sündenbock, gegen den der Rest aufgehetzt wird, mal wieder die Ausländer dran, als nächstes kommen wahrscheinlich die Arbeitslosen, dann die Rentner, die Kranken usw.

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[–] hubobes@sh.itjust.works 12 points 4 days ago (1 children)

Zumindest die lokale Feuerwehr (ist je nach Kanton ein Milizsystem mit Vereinen) hier hat regen Nachwuchs, 110 Nasen bei einem Sollbestand von 100 Personen. Und so viele jungen Menschen, ich fühle mich mit meinen knapp mehr als 30 Jahren fast alt.

[–] varyingExpertise@feddit.org 9 points 4 days ago

Jepp, hier auch. Aber das hängt auch wieder von der lokalen Führung und einem harten Kern von vielleicht fünf Leuten ab - wie die drauf sind und was die für eine Stimmung verbreiten, damit steht und fällt die Löschgruppe.

[–] WhereAngelsFearToFly@feddit.org 29 points 5 days ago (3 children)

Bei uns im (ländlichen) Sportvereinshäuschen sitzen meist nur Ältere, so 65+. Viel mit Sport ist da meist nicht mehr, außer Stockschießen vielleicht. Meist begleitet von ordentlich Zigarettenqualm, Bier und politisch fragwürdigem Geplänkel.

Fur mich kein Ort, wo man Kinder gerne (alleine) hinschickt. Muss ich leider so sagen.

Beschwert über mangelnden Nachwuchs wird sich dort aber trotzdem fast immer. Dass sie es aber auch sind, die Neues und Innovationen blockieren, das kommt leider niemandem in den Sinn.

Kann ich absolut nachvollziehen. Das ist bei uns quasi der Angelverein bzw. Der Heimatverein. Beides absolute Rentner-/Boomerclubs

[–] Nicopf@feddit.org 11 points 5 days ago (1 children)

Darf ich fragen was zum Beispiel mit Neuem und Innovativen gemeint ist, oder war das nur als Lückenfüller gedacht? Wenn es Ideen gibt, nehme ich die gerne mit in meinen Verein. Mein Erfahrungsschatz in Vereinen spiegelt sich eher mit den der anderen Kommentaren hier. Nämlich das ein gesellschaftlicher Wandel dafür sorgt, dass niemand wirklich mehr eine Bindung zum Verein aufbaut geschweige denn Verantwortung übernehmen möchte.

[–] WhereAngelsFearToFly@feddit.org 20 points 5 days ago* (last edited 5 days ago) (1 children)

Bei uns ging da in der Vergangenheit oft um neue Sportarten. Es gibt da noch Freifläche. Und wenn Tennisplatz 1 und 2 schon kaum genutzt werden, und der Volleyballplatz auch nur 1x die Woche bespielt wird, wieso genau das nochmal erweitern? Die Dorfjugend hat da durchaus auch Dinge wie 'ne Halfpipe oder Kletterwände eingebracht, aber davon wollten die älteren Mitglieder/innen wenig wissen, weil das für die nix wäre.

Auch der Umgang mit Zigaretten und Alkohol ist oft debattiert worden. Aber auch daran bekommt man nix zu rütteln. Und ein Sportplatz soll jetzt auch kein Ersatz für 'ne 80er Kneipe sein.

Es ist halt deprimierend. Ich persönlich brauch jetzt auch keine Halfpipe, aber ich kann verstehen, wieso andere das gerne hätten. Und mittlerweile hab ich da selbst ein wenig aufgegeben. Der Verein im Nachbarort bekommt das besser hin.

[–] Nicopf@feddit.org 6 points 5 days ago (3 children)

Wenn es mal wenigstens eine halbgare Begründung gegeben hätte in Richtung 'Wir würden wollen, aber Halfpipes und Kletterwände mögen Versicherungen nicht sonderlich', aber so wie Du das schilderst ist es lächerlich. Beim Umgang mit Alkohol und Zigaretten gebe ich dir (als Raucher und gerne auch mal Kneipentrinker) ebenfalls vollkommen recht. Es wird null auf die Kinder und Nichtraucher geachtet. Zum Teil nicht einmal bei Jugendfußballspielen.

Aber insgesamt haben wir dann doch unterschiedliche Probleme. Was mir auffällt sind eher Sachen wie die Kommerzialisierung schon ab der Kreisliga, was die typischsten Amateurfußballer bereits zu Söldnern macht. Eltern die ihr Kind nicht drei mal die Woche zum Platz fahren wollen (Bonus: Kinder die nicht mal einen Kilometer Fahrrad fahren wollen). Der von Trollercoaster unten genannte Individualismus, der Leute sofort frustriert wenn irgendwas nicht nach ihrer Nase läuft (bsp. wenn der Rasen mal nicht gewässert wird). Und eben dieses alte Gefühl von 'Ich kann sowieso nichts bewirken, dann lasse ich es komplett'. Ich bin quasi im Vereinsheim groß geworden und hänge am Vereinsleben. Deshalb hat mich der Mut noch nicht verlassen. Ich kann es aber niemandem übel nehmen der bei der momentanen Lage aufgibt.

Ja verstehe, ich schätze es kommt ganz drauf an. Jeder Verein dürfte im Speziellen so seine eigene Eigenheiten haben. Kommerzialisierung ist bei uns weniger ein Problem, aber ich glaube, der Fußballverein im Nachbarort könnte da gut mitreden.

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[–] Goldholz@lemmy.blahaj.zone 3 points 5 days ago

Jup. Und da kann man sich als junge Person sich nicht reinleben weil man ganz andere Interessen hat für normalen tratsch

[–] Waldelfe@feddit.org 11 points 5 days ago (2 children)

Ich kenne so viele Leute, die befristetet beschäftigt sind oder Karriere nur durch Firmenwechsel machen. Bei uns in der Firma sehe ich ehrlich gesagt auch keine Wahl außer in den nächsten Jahren woanders zu schauen, wenn ich weiterkommen will. Da fühlt man sich natürlich nie richtig zuhause am Wohnort und geht nicht in Vereine.

Auf der anderen Seite waren meine Erfahrungen mit Vereinen auch nicht die besten. Beim Bogensportverein hat man direkt beim ersten Training klar gemacht, dass man hier nur für Wettbewerbe trainiert und Anfänger nicht erwünscht sind. Ich hatte ein Semester einen Kurs gemacht und wollte es im Verein dauerhaft fortführen. Daraus ist dann nichts geworden, nachdem einer der Leiter mich ins Kreuzverhör genommen hat und sehr klar gemacht hat, dass man hier weder Zeit noch Lust auf Anfänger hat.

Und dann ist da noch die Arbeitswelt. Erklär mal deinem Chef, dass du mittwochs grundsätzlich Punkt 17 Uhr gehen musst, um zum Vereinstreffen zu kommen. Werden halt auch die wenigsten mitmachen. Bitte steh grundsätzlich für Überstunden zur Verfügung und die Firma muss Prio 1 in deinem Leben haben.

[–] smokeysnilas@feddit.org 5 points 4 days ago

Also der letzte Absatz geht mal gar nicht. Mittwochs 17h ist privater Termin und das sagt man an und zieht es durch da hat der Chef gar nichts zu melden. Wenn du denkst es ist eine Konfrontation nicht wert, dann lügst du irgendwas unkritisches "Physiotherapie wegen Sportverletzung", Kinderbetreuung, Pflege erkrankter Angehöriger, ... oder halt den Grund kopieren den der Chef das letzte Mal für sich selber benutzt hat.

Da gibt es aus meiner Sicht keinen Grund zurückhaltend zu sein oder irgendwie ein schlechtes Gewissen zu haben. Vor allem weil 17h eine absolut normale Zeit ist für Feierabend (also sofern du jetzt nicht Schichtarbeit machst oder sowas).

[–] varyingExpertise@feddit.org 6 points 4 days ago

Erklär mal deinem Chef, dass du mittwochs grundsätzlich Punkt 17 Uhr gehen musst, um zum Vereinstreffen zu kommen. Werden halt auch die wenigsten mitmachen.

Ach, naja, kommt drauf an. Ich hab meinem Chef auch erklärt bekommen, dass der Melder heißt, dass der @varyingExpertise jetzt mal innerhalb von 30 Sekunden weg ist und vielleicht mal zwei, drei Stunden später Bescheid gibt wie's aussieht. War erst so "hmm" und "njaaaa", aber weil er gern Mopped fährt war das schnell geklärt mit der Frage, ob er gerne unter der Leitplanke hergepopelt werden will wenn er sich langlegt. Joa schon. Joa, dann lass die Leute die das machen in Ruhe gehen.

[–] Anuechen@feddit.org 12 points 5 days ago (2 children)

Also ich habe auch keine große Lust mich mehr einzubringen..

Meine Erfahrung: Meine Freundin ist extrem engagiert in ihrem Verein und deshalb habe ich mich auch eingebracht. Naja obwohl sie und ihre Schwestern alles für den Verein geben, werden sie angezeigt (grundlos, aber dennoch ziemlicher Stress), kein Stück gewertschätzt, immer wieder hart angegangen etc Da bin ich jetzt auch raus und meine Freundin hat jetzt langsam auch keine Lust mehr... Meine Mutter hatte in ihrem Verein ähnliches erlebt...

Solange es keine Wertschätzung und Respekt mehr für engagierte Vereinsmitglieder gibt, hören auch immer mehr auf.. Man sieht es ja auch an den freiwilligen Feuerwehren...

[–] Plagiatus@lemmy.world 14 points 5 days ago
[–] varyingExpertise@feddit.org 3 points 4 days ago

Aus meiner Lebenserfahrung: Alles hat seine Zeit und es ist gut zu seiner Zeit, und wenn die Zeit rum is isses dann auch mal gut. Und wenns irgendwo komisch wird, dann ist das so, dann tut man die Pfoten hoch und macht was anderes.

[–] D_a_X@feddit.org 15 points 5 days ago (1 children)

Ich habe das Gefühl, dass die meisten Vereine "vergreisen". Es gibt noch ein paar Funktionsträger, die den Job schon seit Jahren machen. Wenn die wegfallen, wegen was auch immer, wird es eng.

[–] trollercoaster@sh.itjust.works 18 points 5 days ago* (last edited 5 days ago) (1 children)

Das liegt leider größtenteils daran, dass personell sehr wenig nachkommt. Viele Leute sehen Vereine inzwischen nur als Dienstleister, bei dem sie gegen kleines Geld irgendwas einkaufen, an dem sie Spaß haben. So bestimmte Funktionen (insbesondere Rechner/Kassenwart) machen dank stetig zunehmender bürokratischer Auflagen leider auch echt keinen Spaß mehr. Dass der geschäftsführende Vorstand persönlich haftbar ist, macht das Ganze noch zusätzlich unattraktiv. Langfristiges Engagement ist inzwischen oft kurzfristigem und kurzsichtigem Projektdenken gewichen. Wenn man alle paar Jahre den kompletten Vorstand austauschen muss, weil Alle nach der ersten Amtszeit keinen Bock mehr haben und hinschmeißen, wird das auch irgendwann blöd, auch weil dabei sehr viel Erfahrung verlorengeht, was die so Ämter dann noch unattraktiver macht, weil man sich Alles neu erarbeiten und sämtliche Fehler sämtlicher Vorgänger selbst nochmal machen muss.

Die Alten, die viele Vereine am Laufen halten und jetzt immer schneller wegsterben, sind mit einer anderen Kultur großgeworden und hängen oft an ihrem Verein, weil sie den durchaus noch selbst mit (wieder)aufgebaut haben.

Vereine leben vom Gemeinschaftssinn der Menschen und der ist in unserer Gesellschaft seit mehreren Jahrzehnten politisch gewollt auf dem absteigenden Ast. Ein Stück weit kann man dem im Verein durch gute Jugendarbeit entgegenwirken, aber gegen einen politisch gewollten gesellschaftlichen Trend kommt man damit trotzdem langfristig nicht an. Insbesondere nicht, wenn ein Großteil der Jugend aus unmotivierten Kindern und Jugendlichen besteht, die von ihren Eltern teils gegen ihren Willen zwecks betreuter Freizeitgestaltung in den Verein geschickt werden, nur um sie nicht selbst an der Backe zu haben.

[–] brot@feddit.org 7 points 5 days ago (2 children)

Ist es wirklich ein politisch gewollter gesellschaftlicher Trend? Oder doch eher die Konsequenz aus verschiedenen Themen wie sinkender Geburtenrate / weniger Jugendlichen / Vergreisung, von Ganztagesschule, von BA/MA-Umstellung mit mehr Studiendruck und verdichteter Arbeit sowie irgendwie einem Abkommen von der Vorstellung, dass die gesamte Gesellschaft organisiert sein muss?

[–] toe@feddit.org 5 points 4 days ago (1 children)

Du hast es als Frage formuliert. Einen gezielten politischen Vorsatz würde ich bei den bisher regierenden Parteien nicht unterstellen. Ja, ein kleiner Teil ist durch die schon länger sinkende Geburtenrate zurückzuführen. Hieraus wäre jedoch die Konsequenz, dass sich Vereine zusammenschließen.

Die Ganztagsschule ist eine Ursache. Oft besteigen sich Vereine an deren Gestaltung. Die bleibenden Zeitfenster in der Woche erschweren jedoch das Engagement von Berufstätigen und nehmen den Kindern oft die Zeit neben der Schule in das Engagement huneinzuwachsen.

Die Verdichtung von Arbeit ist nur ein kleinen Einfluss. Es sei denn, dass alle Zeiten zum Abschalten entfallen. Engageme für ein eigenes gutes Hobby, in dem man aufgeht und das man unterstützen möchte, zähle ich zur Ruhezeit von der Arbeit.

Der Anspruch, dass alles formal organisiert sein muss, ist jedoch ein großes Hindernis.

Oft ist es in Vereinen auch der Fall, dass der eigentliche Vereinszweck (siehe Satzung) nicht mehr im Mittelpunkt steht. Dieser sollte jedoch das gemeinsame Ziel der Mitglieder sein. So kann jeder mit seinen zur Verfügung stehenden Kräften dazu beitragen. Steht das Ziel nicht im Mittelpunkt endet das in Verwaltung von existierenden Ressourcen, als auch Menschen und verbraucht diese. Dieses Problem ist bei vielen vergreisenden Vereinen gut zu beobachten.

[–] trollercoaster@sh.itjust.works 4 points 4 days ago (1 children)

Eine groß angelegte Entsolidarisierung der Gesellschaft ist schon politisch gewollt, um weniger Widerstand bei der Durchsetzung neoliberaler Politik zu bekommen. Deswegen werden bei entsprechenden "Reformen" ja auch immer einzelne Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt.

Die Ganztagsschulen sind nur eine Ausprägung des Neoliberalismus. Da geht es weniger um Bildung, als um Aufbewahrung von Kindern und Jugendlichen, dass sie ihre Eltern ja nicht bei der Berufsausübung stören. Das ausufernde Helikopterelterntum mit immer mehr Verlangen nach 100%iger Kontrolle und Beaufsichtigung rund um die Uhr fördert natürlich solche Trends. Mir tun ehrlich gesagt die Kinder und Jugendlichen von heute leid, die haben so viel weniger Freiheiten und Freizeit, als ich noch hatte.

Der durch die Politik der letzten 3-4 Jahrzehnte vorangetriebene neoliberale Umbau der Gesellschaft ist maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass sich immer weniger Leute ehrenamtlich engagieren.

[–] toe@feddit.org 3 points 3 days ago

Da will ich nicht widersprechen. Eine Entsolidarisierung erleichtert politische Durchsetzung von oben herab. Ich sehe das jedoch nicht als Ausprägung oder Folge durch Liberalismus. Natürlich entsteht bei einer extremen Ausprägung ein Ungleichgewicht und die Stärkeren haben ein Interesse an der Entsolidarisierung. Die Maßnahmen Ganztagsschule, Ganzagsbetreuung, Arbeiten beider Elternteile anstatt Kindererziehung schreiben sich in Deutschland anderen politischen Lager auf die Fahnen und treiben diese voran. Für Individuelle Wertevermittlung innerhalb einer Familie oder Vereinen stört.

Gleich welcher politische Ausrichtung. Die resultierende Institutionalisierung reduziert den für ein ehrenamtliches Engagement notwendigen Raum sich auf die eigentliche Sache umzusetzen.

Bisher ist weniger politischer Vorsatz als akzeptierte Nebeneffekt. Das kann sich mit einer absoluten Mehrheit einer Partei, von jedem politischen Rand, ändern.

[–] poVoq@slrpnk.net 5 points 5 days ago (1 children)

Es gibt einen gewissen politisch gewollten Trend dazu Vereine die im Bereich der gemeinwohlorientierten Dienstleistung angesiedelt sind bürokrarische Hürden in den Weg zu legen und steuerliche Gemeinnützigkeit abzuerkennen usw. Oft mit dem Argument das die (kommunalen) Gelder fehlen das zu unterstützen bzw. passende Rahmenbedingungen zu schaffen (z.B. Sportplatz etc.), und das die Privatwirtschaft das doch besser könne.

[–] brot@feddit.org 3 points 4 days ago

Da hast du durchaus Recht - Vereine sind so ein Bereich, in dem etwas Entbürokratisierung echt nötig wäre. Es macht ja schon Sinn, dass größere Vereine saubere Strukturen haben, aber nicht jede Skatbruderschaft braucht wirklich jährliche Hauptversammlungen und einen Kassenprüfer. Und die digitalen Mitgliederversammlungen haben wir auch erst seit Corona, das war ewig ein riesiges Gehampel für Vereine, deren Mitglieder extrem verstreut leben.

[–] brot@feddit.org 9 points 5 days ago (1 children)

Ich bin auch in keinem Verein und irgendwie kann ich es nur so halb begründen: Zum einen sind viele Vereine eigentlich Freundeskreise und da ist es manchmal als Außenstehender halt extrem schwierig reinzukommen. In einem Wanderverein geht es halt nicht primär ums Wandern. Gleichzeitig kann man viele Aktivitäten auch einfach so machen ohne Verein und allem, was da dran hängt (wie Wandern) und genau diese soziale Funktion ist dann genau das, was ich nicht unbedingt suche. Ich will eher nicht mit einem Haufen Rentner durch den Wald wandern. Und dazu kommt dann irgendwie diese Eigenschaft von Vereinen, dass sie die gesamte Freizeit einnehmen wollen. Ich bin aus dem letzten Sportverein raus, weil, naja, wenn die Mannschaft dann erwartet, dass man jedes Spiel und jedes Training mitmacht, dann ist man zig Wochenenden im Jahr geblockt

[–] cluschaju@feddit.org 6 points 5 days ago (2 children)

Hm, ich bin in einem Wanderverein. -es geht in erster Linie um das Wandern. Geselligkeit ist hilfreich, sonst kann man ja auch alleine wandern

  • es ist fast jeden Tag mindestens eine Wanderung im Angebot. Das geht nur, weil viele Rentner im Verein sind. Wanderungen am Wochenende haben Nachteile. ÖPNV schlechter, manche Gebiete überlaufen.
  • Nachwuchsprobleme : ja, ist in vielen Vereinen so. Jüngere übernehmen keine Verantwortung, wollen wohl lieber spontan Verschiedenes konsumieren ?
[–] trollercoaster@sh.itjust.works 15 points 5 days ago (1 children)

Das geht nur, weil viele Rentner im Verein sind.

Vieles geht auf Dauer nur mit Rentnern, denn die haben dann Zeit, wenn andere arbeiten. Vereinsheim aufschließen, weil Firma für Reparatur rein muss? Rentner regeln. Mal schnell zu irgendeiner Behörde irgendwelche Formalitäten klären? Rentner haben sogar zu deren Öffnungszeiten Zeit.

[–] varyingExpertise@feddit.org 7 points 4 days ago (1 children)

Und ich behaupte: low-level ist das auch gut für die Rentner, sie kriegen ein bisschen mit was in der Welt abgeht und haben purpose.

Auf jeden Fall.

[–] brot@feddit.org 9 points 5 days ago (1 children)

Mal anders gefragt: Wie soll man auch als normaler Arbeitnehmer oder Schüler unter der Woche wandern gehen? Dann baut man sich ja fast automatisch einen Rentnerverein.

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[–] killingspark@feddit.org 7 points 5 days ago* (last edited 5 days ago) (1 children)

Mir fällt's, nicht nur bei Vereinen, immer schwer zu sagen "ich bin jetzt für viele Jahre an diesen Ort gebunden". Ich könnte nicht mal genau sagen wieso, ich bin bisher genau einmal in eine andere Stadt gezogen, zum studieren und bin da inzwischen seit 10 Jahren, inzwischen im Arbeitsleben angekommen und hab keine großen Ambitionen weg zu gehen. Trotzdem fühlt es sich falsch an mich auf Jahre fest an den Ort zu binden.

[–] varyingExpertise@feddit.org 6 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (1 children)

Trotzdem fühlt es sich falsch an mich auf Jahre fest an den Ort zu binden.

Ich wollt gerad sagen "Wart mal ab bis du ein Haus hast" aber das ist ja irgendwie keine Sorge mehr für eure Generation :/

[–] killingspark@feddit.org 3 points 4 days ago (1 children)

Kann schon sein, dass es teilweise daran liegt, dass ich mich nie wirklich mit der Option auf eine Immobilie beschäftigen musste und ich deswegen nie mit mir selber abgeklärt habe, dass und wo ich sesshaft werden möchte.

[–] varyingExpertise@feddit.org 6 points 4 days ago

Jepp, das hab ich schon auch ganz ernst gemeint. Das sind so Sekundärfolgen der unerschwinglichen Preise für Immobilien die wir erst mit zehn oder zwanzig Jahren Verzögerung sehen werden. Weniger Bindung an den Wohnort ergibt vermutlich weniger dichte soziale Vernetzung und Wegfall von ehrenamtlicher Arbeit mit entsprechenden Folgen.

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