this post was submitted on 12 Sep 2023
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Ich hab sowohl unschöne Erfahrungen mit Alkohol / Kokain gehabt als auch mit SSRI + Absetzerscheinungen. Der große Unterschied dabei war wohl, dass sich die Sucht bei Alkohol / Kokain kontinuierlich verschlimmert hat, das "craving" immer größer wurde, mein gesundheitlicher Zustand dabei immer schlechter.
Bei SSRI dagegen hatte ich nie das Bedürfnis, mehr davon zu konsumieren als verschrieben. Die Sucht hat sich wirklich "nur" bemerkbar gemacht als es abgesetzt wurde und für einige Zeit Entzugserscheinungen auftraten. Genauso wie man von Ritalin nicht gierig auf mehr wird, von Speed aber schon, obwohl die Wirkungsweise ähnlich ist.
Bei Alkoholsucht oder der Abhängigkeit von "harten" Drogen gibt es fast immer einen Verlauf in dem sich die Sucht verschlimmert. Kaum ein Alkoholiker bleibt bei z.B. 5 Bier pro Tag und denkt sich dann "jo, das ist der sweetspot, mehr brauch ich nicht".
Aber grundsätzlich sind natürlich alle Medikamente Drogen und oft gibt es ja zu den Straßendrogen ein medizinisches Pendant (oder andersrum, Henne Ei)
Was ich sagen will: Es ist komplizierter als "Droge ist Droge" und es macht durchaus Sinn die Abhängigkeit von z.B. Kokain von der Abhängigkeit von SSRI zu unterscheiden.
Dann könnte man ja fragen, wie ist es denn bei "Attentin", einem zugelassenen Medikament für Kinder und Jugendliche, "Adderall", das in den USA zugelassen ist und verschrieben wird, und Speed verhält. Es ist ja die gleiche Chemikalie.
Das ist aus meiner Sicht eine Fehlannahme über Alkoholkrankheit, dass die Menge immer weiter steigt, und es versteckt auch den wahren Umfang des Problems. Über die Definition lässt sich streiten, aber nach ICD-10 reicht es schon, sich tagsüber auf ein Feierabendbier zu freuen (Craving), dann aber mehr als eins zu trinken (mehr Konsum als geplant), und daher abends nicht auszugehen, weil man ja schon etwas getrunken hat und nicht mehr fahren will (Einschränken sozialer Kontakte zu Gunsten des Alkoholkonsums).
Ich habe jetzt bewusst einen vielleicht etwas unauffälligen Fall gewählt, aber viele Alkoholkranke stehen nicht morgens um 7 vor dem Netto oder Lidl, um sich zu versorgen, sondern haben ein Trinkverhalten, dass nach außen hin wenig sichtbar ist, Was du beschreibst, ist eher die Spitze des Eisbergs.
Das beschreibt aber relativ gut das Konsumverhalten vieler Raucher. So gesehen würde das dann wiederum dafür sprechen, dass Nikotin nicht im gleichen Sinne "süchtig" macht wie Alkohol und Kokain.