this post was submitted on 24 Mar 2024
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Aber den Leuten muss doch klar sein, dass unter den Teppich kehren da nicht hilft.
Die sehen sich häufig genug als Opfer. Alles schlechte wird vom Westen übertrieben und herausgehoben. Deswegen zeigen wir das lieber nicht und es ist ja auch sowieso nicht so schlimm. Ist ja nur der eine Fall.
Als jemand aus dem Osten (wenn auch Post-Wende) kann ich dir sagen, dass genau dieses Narrativ extrem verbreitet ist. Wir sind immer Opfer. Täter ist immer der Westen oder die da oben, aber das sind ja auch alles Wessis. Natürlich ist das ein Phänomen, dass eher unter älteren und ungebildeten vorkommt. Aber die jungen oder gebildeten bleiben häufig genug auch nicht im Osten.
Gerade der letzte Satz birgt eine ziemlich unangenehme Wahrheit. Ist eigentlich schade, aber dieses Narrativ verfängt sich wirklich und hält leider auch andere ab, in den Osten zu ziehen.
Und ich kann es ihnen auch nicht übel nehmen. Die größeren Städte sind ganz nett, aber ich muss nur knapp außerhalb meiner Heimatstadt ist ein alter Bauernhof mit Reichsflagge am Mast.
Auf den Wahlkreiskarten kann man die Unistädte als rot/grüne Flecken ausmachen, der Rest ist blau oder wenn man Glück hat nur schwarz.
So ist das leider aber auch vielerorts im Westen. Ich komme gebürtig aus dem nördlichen Hessen, tiefste Provinz. Es wird nicht viel darüber gesprochen, aber dort gibt es ebenfalls ein gewaltiges Nazi-Problem.
Dort ist es aber (etwas mehr) gelungen, die hart rechten Tendenzen zumindest etwas einzuhegen. Die CDU als Staubsauger am rechten Rand funktionierte da ziemlich lange sehr gut. Es wird auch nicht grundsätzlich das System in Frage gestellt.
Gerade die Sachsen bilden sich ein, dass sie alleine es geschafft hätten, die DDR zu stürzen. Dort gibt den Unterton "wir haben schon ein System gestürzt, das schaffen wir auch nochmal". Und dieses narrativ ist erstaunlich tief etabliert.
Das kann ich so leider überhaupt nicht bestätigen. Es ist aus meiner Sicht viel mehr so, dass es keinen so erschütternden Paradigmenwechsel wie im Osten zum Mauerfall gab, sondern das Nazidenken in vetternwirtschaftlicher Seelenruhe an die Nachkommen tradiert wurde. Ich sage ja, gerade auf den abgelegenen Dörfern spielen sich teilweise Szenen ab, die man besonders als Großstädter so nicht für möglich gehalten hätte.
Jein. Die Politik allgemein (diesmal nicht nur CDU, auch wenn ich mir das wünschen würde) hat Rechtsextremismus toleriert, nicht aufgesaugt, was sich nun rächt.
Allerdings wird es das. Leider. Da habe ich schon die übelsten Umstürzphantasien gehört.
Dem will ich nicht widersprechen, aber machen wir bitte nicht den Fehler, zu glauben, dass das nur bei den Sachsen der Fall ist. Wir haben im ganzen Bundesgebiet Landstriche traditionell schwacher Infrastruktur, die das Wort "Entnazifizierung" nur aus den Medien kennen. Die haben teils noch die Naziuniformen und Gewehre im Schrank hängen und damit übertreibe ich nicht, das ist Realität.