this post was submitted on 06 May 2024
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Auf was vertraust du denn? Das Grundgesetz? Ist das nicht auch nur ein heiliges Buch? Menschenrechtscharta? Was weißt du konkret über deren Entstehung? "Die Wissenschaft"? Hast du dir mal angeguckt, wie häufig Theorien und Erkenntnisse über den Haufen geworfen werden müssen, weil neue Erkenntnisse ihnen widersprechen?
Ich stelle die These in den Raum, dass 99% der Leute, die sich über heilige Bücher lustig machen, den selben Fehlschlüssen unterliegen, die sie kritisieren.
In der Regel vertraue ich auf mein Gewissen und meine Moralvorstellungen.
Alle meine Meinungen und größeren Moralvorstellungen basieren auf drei Grundannahmen:
Diese Grundannahmen basieren teilweise auf meiner Sozialisation und teilweise auf den Philosophien von Leuten, die ich bewundere oder wertschätze.
Das wissenschaftliche Standards und Annahmen sich mit der Zeit ändern ist als Argument hinfällig. Wenn wir als Gesellschaft Entscheidungen treffen wollen, sind wir darauf angewiesen, dass wir ein möglichst übersichtliches und genaues Bild der Realität haben. Der Zuverlässigste Weg ein solches Bild zu erzeugen besteht in „der Wissenschaft“.
Natürlich fließen die Vorstellungen von Wissenschaftlern in die Interpretation von Beobachtungen ein, wie man z.B. daran erkennen kann, dass früher Gräber mit zwei männlichen Skeletten als Gräber von zwei Brüdern oder engen Freunden interpretiert wurden, statt als homosexuelles Paar. Dadurch das wichtige Studien aber von vielen verschiedenen Wissenschaftlern, deren politische und gesellschaftliche Vorstellungen sich unterscheiden, überprüft und unterschiedlich gedeutet werden, kann die Wahrscheinlichkeit einer Fehlinterpretation aber drastisch gesenkt werden.
Kurz: Der wissenschaftliche Konsens ist keine Grundlage für Moral, sondern liefert eine Beschreibung der Realität. Es gibt keine hundertprozentige Garantie dafür, dass diese Beschreibung bzw. deren Interpretation korrekt ist, aber sie ist die zuverlässigste Beschreibung, die wir haben. Deshalb sollten wir darauf vertrauen, dass sie uns akkurate Informationen liefert. Wissenschaftliche Erkenntnisse in Vorhinein pauschal abzulehnen, weil in der Vergangenheit andere Erkenntnisse widerlegt wurden, halte ich für nicht zielführend.
Moment. Extremismus hat in 2024 einfach keinen Platz mehr. Aber. Warum nicht so wie hier.
Von 500 bis 1500 herrschte zwischen Gelehrten über alle Religionsgrenzen hinweg ein reger Austausch, so das Thema einer Schau. Damals gab es Wissenszentren wie das "Haus der Weisheit" in Bagdad, so Kurator Fingernagel.
https://www.dw.com/de/ausstellung-als-juden-christen-und-muslime-ihr-wissen-austauschten/a-41678427
Aber da liegt doch schon der erst Fehlschluss. Es wird behauptet, dass Religion grundsätzlich extremistisch sei. Das ist weder historisch noch heute auch nur annähernd haltbar. Und es hat gerade in Bezug auf Juden und Muslime auch antisemitische und rassistische Konnotationen. Umso absurder wird es, da vermeintlich überlegende Quellen der Moralvorstellung komplett versagen und gerade auf dieser Grundlage Völkermord, Entmenschlichung und grausamste Verbrechen verschwiegen, verharmlost oder sogar aktiv unterstützt werden.
Ich störe mich etwas an dem Begriff „Extremismus“, weil dieser ein verfassungsrechtlicher Begriff ist, der sich vor allem eine Ablehnung des aktuell existierenden Staates bezieht.
Ein Demokrat im Iran wäre genauso ein Extremist, wie ein Neonazi in Deutschland.
Es gibt auch signifikante Unterschiede zwischen den „Arten“ des Extremismus. So wollen beispielsweise rechte Extremisten mehr Ungleichbehandlung, während linke Extremisten weniger Ungleichbehandlung wollen.
Der Aussage, dass Menschen, die ihre politischen Überzeugungen auf Religionen aufbauen, in 2024 keinen Platz mehr haben sollten, stimme ich aber erst mal zu.