Temperche

joined 1 year ago
[–] Temperche@feddit.de 4 points 6 months ago

Thunder because it's sleek.

[–] Temperche@feddit.de 13 points 6 months ago (7 children)

I've noticed that some instances, including lemmy.world, are getting more aggressive with blocking other instances (also due to assumed "spam"). At the same time, the /all/ feed is only populated by the communities that other users of your instance are subscribing to. I'd look in some newcommunities communities to subscribe to more interesting communities so that they pop up in your /all/ feed. Another reason is probably also that many people are moving away from lemmy.world to smaller instances.

[–] Temperche@feddit.de 57 points 6 months ago (5 children)

PopOS handles nvidia drivers perfectly.

[–] Temperche@feddit.de 4 points 7 months ago (1 children)

From what I read, Mint is better for lower-end PC specs, but otherwise, I'd strongly recommend PopOS.

[–] Temperche@feddit.de 5 points 7 months ago (3 children)

That was the status quo when I tried Linux ~5 years ago. Nowadays, Linux is much more plug and play (and I'm specifically referring to Pop OS).

[–] Temperche@feddit.de 4 points 7 months ago (1 children)

PopOS has a good nvidia card support, try it out! It made me dump windows last October.

[–] Temperche@feddit.de 3 points 7 months ago (7 children)

Peertube might be a fediverse-friendly place to archive such content.

[–] Temperche@feddit.de 4 points 7 months ago (1 children)

UV radiation?

[–] Temperche@feddit.de 5 points 8 months ago

If people thought that, lemmy wouldnt exist. Try it first :)

[–] Temperche@feddit.de 5 points 8 months ago (4 children)

Why not use pixelfed to upload and then to link it here?

 

"Business as usual" ist vorbei. "Politik wie immer" ist vorbei. Wir müssen uns bemühen, Systeme aufzubauen, die uns helfen, das zu überleben, was Gier, Macht und vorsätzliche Blindheit angerichtet haben.

Quelle: https://aus.social/@timhollo/110773598062009405

 

Siehe Bild im Artikel.

 

Würdet ihr eure Ansprüche wie empfohlen zurückschrauben oder lieber ganz aufs Eigenheim verzichten? Für mich bleibt Erben für den 0815-Bürger immer noch die einzige Option, vor allem im Zeitalter explodierender Baupreise und Zinsen.

Artikeltext:

Für viele Menschen sind Immobilien unerschwinglich geworden. Wer aber auf ein paar Extrawünsche verzichtet, kann den Haustraum doch noch verwirklichen.

Manchmal hilft nur Hoffen. Zum Beispiel, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner seinen Vorschlag zur Grunderwerbsteuer durch­bringen kann. Er will den Ländern die Möglichkeit geben, die Steuer bis auf null zu senken und Freibeträge einzuführen. Dann können Bauherren und Immobilien­käufer, die derzeit wegen hoher Zinsen und Baupreise ihren Haustraum nicht mehr bezahlen können, auf eine Entlastung spekulieren. Für ein Haus von 500.000 Euro könnten Steuern von bis zu 32.500 Euro wegfallen. Das ist nicht wenig, aber oft zu wenig, um damit einen abgesagten Immobilienkauf wieder realisieren zu können.

Potentielle Käufer könnten auch auf niedrigere Preise hoffen. Grundstückspreise und Kaufpreise für Bestandsgebäude sind in vielen Städten schon gesunken, weil die hohen Baukreditzinsen die Nachfrage dämpfen. Noch nicht dramatisch, aber immerhin. Allerdings ist unklar, ob die Preise noch weiter fallen werden oder ob es bald schon wieder aufwärtsgeht. Wer nicht hoffen will, sondern handeln, der muss an anderen Stellschrauben drehen. So muss man die mo­natliche Kreditbelastung reduzieren, et­wa durch die Wahl einer günstigeren Bank oder durch eine geringere Tilgung und damit eine längere Laufzeit. Und durch das Nutzen aller staatlichen Förderprogramme der KfW und der Regionen. Aber wenn all das nicht reicht, dann muss man Abstriche am Haus selbst machen, um den Preis deutlich zu senken. Hier kommen ein paar Tipps, wie das am besten geht. Günstigere Lage

Die größte Einsparmöglichkeit bringt Flexibilität im Wohnort. In München kostet der Quadrat­meter 10.000 Euro, in Köln nur noch die Hälfte und auf dem Land manchmal nicht einmal 1000 Euro. Solche Wahlmöglichkeiten haben freilich die wenigsten. Aber auch wer an eine bestimmte Region gebunden ist, kann wählen. Es muss nicht immer die Großstadt sein, sondern es geht auch das preisgünstigere Umland. Und auch dort schwanken die Preise je nach Gemeinde. Zum Beispiel im Ballungsraum Frankfurt. Ein Haus mit 100 bis 150 Quadratmetern, Baujahr nach 2010, mit mittlerer Grundstücksgröße, normalem Zustand und guter Ausstattung kostet derzeit in Frankfurt rund 6400 Euro je Quadratmeter, hat Empirica Regio ermittelt. Die Firma sammelt Immobilienpreisdaten für ganz Deutschland. Die gleiche Immobilie kostet demnach im benachbarten Hochtaunuskreis 5000 Euro je Quadratmeter, in der Wetterau und dem Main-Kinzig-Kreis nur 4000 Euro je Quadratmeter. Bei 150 Quadratmetern lassen sich so also zwischen 150.000 und 360.000 Euro sparen.

Bei einem Umzug ins Umland entstehen allerdings Pendelkosten, wenn das Büro in der Großstadt ist. Diese Aufwendungen muss man gegenrechnen. Mit dem Deutschlandticket fallen im Jahr 588 Euro an. Nach 30 Jahren haben sich also 17.640 Euro aufgetürmt, Ticketpreiserhöhungen kämen noch hinzu. Diese Fahrtkosten werden aber durch die geringeren Kaufpreise mehr als aufgewogen. Zunächst noch günstiger ist es, ein Grundstück mit Erbbaurecht zu erwerben. Manche Kommunen bieten das an. Dann entfällt die große Kaufsumme am Anfang, dafür muss ein jährlicher Zins bezahlt werden. Das entlastet am Anfang, über die Laufzeit von mehreren Jahrzehnten ist das Erbbaurecht freilich teurer.

Kleineres Grundstück

Eine der größten Stellschrauben, Kosten zu reduzieren, ist auch die Grundstücksfläche. Jeder Qua­dratmeter weniger spart einiges Geld, im Frankfurter Umland zum Beispiel nach Daten von Empirica Regio je nach Lage durchschnittlich 200 bis 600 Euro bei gleicher Hausgröße. Sich etwas einzuschränken fällt auch nicht so schwer. Ob der Garten 300 oder 250 Quadratmeter umfasst, ist je nach Grundriss wenig zu bemerken, spart dann aber bis zu 30.000 Euro und noch ein bisschen mehr beim Anlegen des Gartens. Und im Alltag macht es dann weniger Arbeit.

Geringere Wohnfläche

Auch innen muss es nicht immer so großzügig sein. Zehn Quadratmeter weniger bei gleicher Grundstücksgröße spart in Frankfurt durchschnittlich etwa 60.000 Euro, im Umland 40.000 bis 50.000 Euro. Zwar sind Kostenblöcke wie der Anschluss für Strom und Wasser un­abhängig von der Hausgröße. Aber weniger Wohnfläche erfordert weniger Baumaterial und ermöglicht unter Umstän­den ein kleineres Grundstück. Nach dem Einzug kann es außerdem die Energie- und Unterhaltungskosten reduzieren. Nun will natürlich keiner beengt wohnen müssen, nur um Fläche zu sparen, aber das ist auch gar nicht nötig. Oft hilft eine Optimierung des Grundrisses. Zum Beispiel ein Geschoss mehr, sofern das erlaubt ist. Ein Haus mit zwei Etagen benötigt ein Viertel weniger Außenhülle als eines mit einem Geschoss, bei gleicher Wohnfläche. Denn die Bodenplatte und das Dach fallen dann kleiner aus. Ordnet man dann Bäder direkt übereinander an, sind weniger Leitungen nötig.

Wer mehr quadratische Räume einplant, vergrößert sie optisch und vermeidet Nischen, die man schlecht nutzen kann. Bodenbeläge sind dann mit weniger Verschnitt billiger zu verlegen. Flure und Treppenbereiche sollten klein gehalten und auch genutzt werden, etwa mit Einbauschränken, das senkt den Platzbedarf an anderer Stelle. Mehr als zehntausend Euro lassen sich sparen, wenn man Küche, Wohn- und Esszimmer nicht in einzelnen Räumen unterbringt, sondern in einem großen. Dort sollte man eher weniger an der Fläche knausern als etwa im Schlafzimmer, wo man weniger Zeit verbringt. Eine gerade Küchenzeile kann nur halb so teuer sein wie eine L-förmige. Inselküchen sind hingegen um bis zu ein Drittel teurer. Auch Wintergärten oder Erker sind zwar ein Hingucker, aber teurer im Bau und nachher in der Nutzung. Verzicht auf den Keller

Ein großer Kostentreiber ist der Keller. Er kann 15 bis 20 Prozent Mehrkosten im Vergleich zu einer einfachen Bodenplatte bedeuten. Das unterirdische Geschoss kostet je nach Größe mehrere Zehntausend Euro. Ohne Keller geht es heute leichter als früher, weil Versorgungsanschlüsse und Heizungselemente kleiner geworden sind. Sie könnten in einem oberen Geschoss untergebracht werden, zum Beispiel unter dem Dach. Die Waschmaschine könnte dann im Bad stehen, für Lagerflächen müsste woanders Platz geschaffen werden. Das ist aber trotzdem preiswerter als ein Keller. Preiswertere Ausstattung

Etwas schmerzhafter ist es oft, an der Ausstattung zu sparen. Bei den Bodenbelägen gibt es auch günstigere Lö­sun­gen, in der Küche kann weniger hoch gefliest werden. Auch im Bad müssen es nicht teure Markenprodukte sein. Zudem reicht ein Carport statt einer Garage, wenn das erlaubt ist. Ein einfaches Sattel- oder Pultdach spart ebenfalls mehr als zehntausend Eu­ro, genauso wie die Holzrahmenbauweise. Heikel ist die Frage der Fenster. Je mehr Fensterfläche, desto teurer. Allerdings sorgen große Fenster für Helligkeit und erweitern die Räume optisch, wodurch sich Wohnfläche reduzieren lässt. Nicht sparen sollte man bei Teilen, die in der Wand verbaut sind, etwa Kabel und Rohre. Ein späterer Austausch ist hier teuer. Auch bei sicherheitsrelevanten Elementen sollten hochwertige Fa­brikate gewählt werden.

Mehr Eigenarbeit

Die berühmte „Muskelhypothek“ spart handwerklich begabten Hauseigentümern einiges Geld. Wer selbst streicht, tapeziert, den Boden verlegt oder Garten und Terrasse selbst anlegt, senkt die Kosten um mehrere Tausend Euro. Man sollte dabei aber ehrlich zu sich sein – in Bezug auf die vorhandene Zeit und das eigene Geschick. Nacharbeiten kann noch teurer werden. Und alles, was mit Elektrizität, Wasser, energetischer Sanierung und Heizung zu tun hat, sollten dann doch besser Handwerker übernehmen. Kein Neubau

Besonders stark im Preis gestiegen sind wegen der hohen Baupreise Neubauten. Daher sollte man über­legen, ob nicht auch ein bestehendes, aber trotzdem noch junges Haus infrage käme. Auch das hat einen modernen Standard, ist sofort verfügbar, und überraschende Baukostensteigerungen sowie Stress als Bauherr entfallen. In Frankfurt kostet das zum Beispiel für ein Baujahr zwischen 2000 und 2009 für 100 Qua­dratmeter 34.000 Euro weniger als ein neues Haus, hat Empirica Regio ermittelt. Sparen lässt sich auch mit einer Doppelhaushälfte. Sie spart dort für 100 Quadratmeter rund 12.000 Euro im Vergleich zu einem freistehenden Haus, weil kostengünstige Trennwände die teure Außenwand ersetzen.

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submitted 1 year ago* (last edited 1 year ago) by Temperche@feddit.de to c/dach@feddit.de
 

Ich finde es interessant zu sehen, wie eine demokratisch gewählte Instanz an einer Monarchie und vom Militär geschaffenen Struktur abprallen kann. Es kommt derzeit zu großen Demonstrationen im Land, und es wird spannend zu sehen, ob sich die Demokratie oder das Militär durchsetzt.

Artikeltext:

Bangkok (dpa) - Für Thailands Wahlsieger Pita Limjaroenrat gibt es nach einem Tag voller überraschender Wendungen im Parlament keine Chance mehr, der nächste Ministerpräsident zu werden. Eigentlich hätte sich der 42-Jährige am Mittwoch in beiden Kammern einem zweiten Votum stellen sollen, nachdem er in der ersten Runde vergangene Woche gescheitert war.

Aber zu der Abstimmung kam es nicht mehr, nachdem mehrere Senatoren Beschwerde gegen seine Kandidatur eingelegt hatten und Pita kurz darauf auch noch vom Verfassungsgericht als Parlamentarier suspendiert wurde.

Pita: "Reicht nicht, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen"

Lautstarke Proteste vor dem Parlamentsgebäude ließen nicht lange auf sich warten. Polizisten in Kampfmontur wurden abbestellt, um die Menschenmenge unter Kontrolle zu bringen. Immer mehr Demonstranten zogen später zum Demokratie-Denkmal in Bangkok - ein symbolischer Ort, berühmt seit vielen Jahren für Massenproteste. Aufgebrachte Thais sprachen von "politischer Sabotage".

Denn viele der 52 Millionen Wahlberechtigten fragen sich, wofür sie überhaupt an die Urnen gegangen sind. Thailand verleiht sich gern den Anschein einer Demokratie. Aber wenn es daran geht, das politische Establishment ins Wanken zu bringen, haben jüngere Hoffnungsträger kaum eine Chance. Dem Harvard-Absolventen Pita wurden seit seinem Wahlsieg so viele Steine in den Weg gelegt, dass er am Ende nur noch stolpern konnte. "Es ist klar, dass es im gegenwärtigen System nicht ausreicht, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, um dieses Land zu regieren", schrieb er resigniert auf Instagram.

Konservativer Senat sagt "Nein"

Worum geht es? Pitas progressive Move Forward Party hatte bei der Parlamentswahl im Mai die meisten Stimmen geholt und verfügt über 151 Sitze im 500-köpfigen Abgeordnetenhaus. Das seit einem Militärputsch 2014 regierende Militär erlitt eine herbe Schlappe. Pita war es in der Folgezeit gelungen, eine Koalition aus acht Parteien zu bilden, wodurch er eine stabile Mehrheit in der Abgeordnetenkammer hat. Dennoch wird er nicht Regierungschef.

Grund ist eine Klausel in der Verfassung, die das Militär nach dem Putsch zu seinen eigenen Gunsten erlassen hatte: Über den Ministerpräsidenten stimmen seither neben 500 gewählten Abgeordneten auch 250 von der Armee ernannte Senatoren ab. Diese gelten als konservativ. Nur die wenigsten unterstützen progressive Kräfte.

Am Mittwoch hatten mehrere Senatoren gefordert, Pita ein zweites Votum gänzlich zu verweigern, obwohl er von seiner Koalition erneut als Spitzenkandidat aufgestellt worden war. Sie argumentierten, ein Kandidat dürfe sich im Parlament nur einmal zur Wahl stellen, wofür es politischen Experten zufolge aber keine Grundlage gibt. Dennoch kamen sie bei einer Abstimmung mit ihrem Anliegen durch. Im Klartext: Dies ist das "Aus" für Pita.

Knackpunkt war das Vorhaben seiner Move Forward Party, das kontroverse Lèse-Majesté-Gesetz zu ändern. Thailand bestraft Majestätsbeleidigung so hart wie kaum ein anderes Land. In der Bevölkerung gibt es dagegen schon länger Proteste. Bislang galt der Artikel 112 aber als unantastbar. Die Reformpläne, an denen Pita unbedingt festhalten wollte, hätten seine Kandidatur von Anfang an aussichtslos gemacht, sagen politische Beobachter.

Pita als Abgeordneter suspendiert

Auch suspendierte das Verfassungsgericht in Bangkok Pita vorläufig als Parlamentsabgeordneter. Das Gericht gab damit einem Antrag der Wahlkommission statt, wie aus einer Mitteilung hervorging. Die Entscheidung wurde bekannt, während das Parlament gerade über die umstrittene zweite Abstimmung debattierte. Pita verließ daraufhin unter dem Applaus seiner Parteikollegen das Parlamentsgebäude.

Hintergrund sind Ermittlungen über angebliche Aktienanteile an einem Medienunternehmen, die der 42-Jährige während seiner Kandidatur besessen haben soll. Das ist in Thailand verboten. Pita betonte, nur die Anteile aus dem Nachlass seines Vaters verwaltet zu haben. Zudem sei das betreffende Unternehmen schon lange geschlossen. Er hat nun zwei Wochen Zeit, sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen.

Zukunft völlig unklar

Völlig überraschend kommen die Wirren nicht: Schon seit Monaten war von einer Schicksalswahl in dem beliebten Urlaubsland die Rede - mit vielen möglichen Szenarien. Proteste und Chaos sind Thailand nicht fremd. Ebenso wenig wie Militärcoups: Von denen gab es seit den 1930er Jahren mehr als ein Dutzend.

Für Donnerstag war eine dritte Abstimmung geplant, falls die zweite keinen Regierungschef hervorbringen sollte. Momentan ist die Situation aber völlig unklar. Möglich ist, dass nun Pitas wichtigster Koalitionspartner, die Partei Pheu Thai, einen Kandidaten aufstellt. Sie wurde bei der Parlamentswahl zweitstärkste Kraft. Jedoch sind neue Gespräche nötig, denn eventuell dreht sich auch das Koalitions-Karussell noch einmal. Und so wartet Thailand weiter auf seinen nächsten Regierungschef.

Zweiter Artikel zur gleichen Sache: https://www.sueddeutsche.de/politik/thailand-wahl-premierminister-limjaroenrat-verfassungsgericht-1.6044221

Wahlsieger vom Verfassungsgericht aufgehalten

In Bangkok sollte es heute zur zweiten Abstimmung über einen neuen Premierminister kommen. Doch Militär und Establishment haben verhindert, dass Wahlsieger Pita Limjaroenrat an die Macht kommt.

Am Morgen des zweiten Wahlgangs war nicht einmal sicher, ob Pita Limjaroenrat, 42, der bislang einzige Kandidat für die Wahl des Premierministers, erneut kandidieren darf. Am Mittag war dann klar, dass die Demokratiebewegung in Thailand einen Rückschlag erleben würde. Demonstranten bewegten sich auf das Parlament zu, in dem ihr Hoffnungsträger seine Niederlage eingestand. Nicht, weil er keine Mehrheit zustande bekommen hatte, sondern "weil ich eine Aufforderung des Verfassungsgerichts erhalten habe, nicht anzutreten", wie Pita von einem Zettel ablas. "Ich akzeptiere die Entscheidung und werde mich daran halten, bis ein Urteil gefällt wurde."

Dabei hatte der Tag noch damit begonnen, dass Chonlanan Srikaew, Vorsitzender des größten Move-Forward-Partners, der, "Pheu Thai"-Partei, umlagert von Reportern erklärte, dass die Koalition aus acht Parteien, die er gemeinsam mit Pita geformt hat, diesen auch an diesem Mittwoch wieder nominieren wolle. Um 9:43 Uhr Ortszeit startete also die Sitzung des Repräsentantenhauses genau damit. Es folgte eine Debatte darüber, ob das überhaupt rechtmäßig ist. Es gibt viele mächtige Menschen, die um ihre Macht oder Monopole fürchten

Bei der ersten Wahl hatte Pita nur 324 der erforderlichen 375 Stimmen bekommen. Das Hauptargument, nicht für Move Forward zu stimmen, war in teilweise stark überhitzten Wortbeiträgen der Artikel 112 des thailändischen Strafgesetzbuches gewesen, den die Move Forward überarbeiten will. Die sogenannte Lèse-majesté, die Beleidigungen der Monarchie verbietet. Das Anti-Establishment-Reformprogramm von Move Forward geht allerdings weit darüber hinaus und nimmt Geschäftsmonopole und Institutionen ins Visier, die in Thailand lange als unantastbar galten.

Zahlreiche Abgeordnete waren in der vergangenen Woche hart dafür angegangen worden, vor allem in den sozialen Netzwerken, dass sie die Regierungsbildung verhindert hatten. Sie hätten die 250 Senatorinnen und Senatoren überstimmen müssen, die von der klar abgewählten Militärregierung eingesetzt worden waren, um sich die Macht dauerhaft zu sichern. Pita hatte am Morgen auf Facebook noch eine Botschaft hinterlassen, in der er diese Senatoren bat, "den Willen des Volkes zu respektieren".

Der Senat setzt sich größtenteils aus Vertretern des alten Establishments, Königstreuen und Militärs zusammen. Eine prominente Senatorin ist Pornthip Rojanasunand, 68, eine Forensikerin, die in Thailand für ihre Ermittlungsarbeit ebenso berühmt ist wie für ihre Frisuren. An ihrem Beispiel lässt sich gut aufzeigen, was sich derzeit in der thailändischen Bevölkerung abspielt. Pornthips Tochter, die Move Forward unterstützt, hatte nach der verunglückten Wahl am vergangenen Mittwoch auf Instagram gepostet: "Sprecht mich bitte nicht auf die Politik an. Ich schäme mich dafür." Pornthip hatte daraufhin öffentlich gesagt, sie finde, dass Senatoren generell nicht das Recht haben sollten, für einen Premierminister zu stimmen. Die Senatorin wollte am Mittwoch also für niemanden stimmen. Das Problem: nicht wählen, ist auch eine Wahl. Nämlich gegen Pita. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. "Ich habe das Gefühl, dass es in der Gesellschaft Fortschritte gibt"

Move Forward hatte im Mai 151 von 500 Sitzen im Repräsentantenhaus errungen, Pheu Thai 141 Sitze. Mehr als 66 Prozent der Thailänder haben die beiden Parteien gewählt, bei einer Rekordwahlbeteiligung von über 80 Prozent. Die kam allerdings auch zustande, weil in Thailand quasi Wahlpflicht herrscht. Doch dadurch, dass das Ergebnis so eindeutig ausfiel, wurde die Wahl zu einem Kampf von Alt gegen Neu, von Vergangenheit gegen Zukunft. "Die Menschen verlangen etwas Neues, Frisches, im Gegensatz zu den Härten, die sie in den vergangenen zehn Jahren erdulden mussten" hatte Pita noch am Vorabend des zweiten Wahlgangs gesagt.

Knapp zehn Jahre blieb die Militärregierung nach einem Coup im Jahr 2014 an der Macht. Das Militär putscht in Thailand häufig - in der Vergangenheit allein drei Mal gegen eine Pheu-Thai-Regierung. Und es ist königstreu. Das Militär schützt aber auch die Interessen der konservativen Unternehmer im Land. Es ging am Mittwoch also auch darum, ob sich etwas bewegen lässt, ob einzelne Senatoren und Abgeordnete sich umstimmen lassen, und sei es nur von den eigenen Kindern.

Doch dann griff das ebenfalls konservative Verfassungsgericht ein, das Pita noch während der laufenden Debatte als Abgeordneten suspendierte. Die Wahlkommission hatte wegen einer Firmenbeteiligung Pitas einen entsprechenden Antrag gestellt. Das Gericht will zudem ein separates Verfahren gegen die Move Forward aufnehmen, wegen der Absichten der Partei in Bezug auf Artikel 112. Die Partei könnte also auf Basis der Lèse-majesté, die sie reformieren will, nachträglich aus dem Rennen genommen werden. Im Augenblick sieht es für die Zukunft Thailands nicht gut aus.

 

Was meint ihr, wird sich der Druck auf Wissing nun langsam, auch innerhalb der FDP, verstärken?

Artikeltext:

Die halbe Welt brutzelt und kocht oder steht gleich in Flammen, und der Bundesverkehrsminister zieht als Retter in die Hitzeschlacht. Es ist sein Kampf gegen das Aussterben der Autos.

Erst kam der heißeste je gemessene Tag, dann die heißeste Woche, und noch bevor dieser mutmaßlich heißeste Juli auf Erden sich seinem Ende neigt, können wir sicher sein: Der Bundesverkehrsminister ist schon wieder auf der Flucht. Nur ist die Frage, wohin? Volker Wissing jedenfalls hat den globalen Klimanotstand, der gerade die halbe Welt im Würgegriff hält, erfolgreich hinter sich gelassen. Hitze ist nicht sein Thema, Klimasektorziele verweigert er, stattdessen kümmert er sich, wie gehabt, ums ungebremste Fahrvergnügen. Das Tempolimit setzt er inzwischen gleich mit „Abschaffung des Autos“ und „Mobilitätsverbot“. In seinen Worten: Die Klimaschützer, die so etwas forderten, ignorierten die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen im Land.

Die angebliche Forderung nach Abschaffung des Autos gehört allerdings in die Reihe der liberalen Phantasmagorien, die als Symptom eines politischen Hitzestichs gleich nach dem Wärmepumpenzwang und der E-Auto-Pflicht kommen. Niemand hat das gefordert, aber bekämpfen will man es schon. So ist das, wenn einem die Hitze zu Kopf steigt. Wir wissen zwar nicht, wo Wissing seine Sommerpause verbringt, aber an dem Tag, als er wieder einmal auf Twitter in den Kampf gegen die Klimaaktivisten zog, herrschten in Rom, nicht weit vom Vatikan, satte 42,9 Grad – unfassbare zwei Grad über dem alten Rekordwert. Sizilien schwitzte bei 46,3 Grad, auf den Balearen waren es fast 44 Grad, in Katalonien mehr als 45 und in Badwater im kalifornischen Death Valley kletterte die Quecksilbersäule auf unmenschliche 53,3 Grad.

Am unteren Ende der Welt ist der Klimaschock nicht geringer

Das ist derzeit die Lebenswirklichkeit von Abermillionen und eben auch von deutschen Urlaubern. Wissing ignoriert sie. Aber wie sollte er sie auch bemerken? Er ist mit seiner eigenen Realität auf der Flucht, und die fährt weiter auf fossil angetriebenen Rädern durch die Welt und weiß sich mit Klimaanlangen leicht vor der Hitze zu schützen. Alle anderen begegnen in diesen Tagen einer meteorologischen Wirklichkeit, die sich gewaschen hat. Es sind dies nach Experteneinschätzung Vorboten eines überhitzten Planeten, die man kaum für möglich hält, wenn man nur die üblichen globalen Durchnittstemperaturanstiege um Zehntelgrade in Betracht zieht. Konkret: Kinder, die heute im Krippenalter sind, werden in ihrem Leben mutmaßlich siebenmal mehr Hitzewellen, dreimal so viele Überflutungen und Dürren sowie doppelt so viele Waldbrände erleben müssen wie wir Boomer – sollte beim Klimaschutz nicht endlich Bahnbrechendes passieren.

Warum in diesen Wochen simultan von Kontinent zu Kontinent und von China bis nach Afrika die Naturkatastrophen so zunehmen, hat viele Gründe. „El Nino“ ist eine, die Wärmeanomalie im Pazifik, die das Wettergefüge in vielen Teilen der Welt noch für gut ein Jahr gewaltig stören dürfte. Aber das ist bei weitem nicht der einzige Faktor. Ein instabiles Luftströmungssystem in der Atmosphäre, der Jetstream, ist ein weiterer Kandidat, ebenso die auch für Experten noch unerklärliche Überhitzung der Meere seit dem Frühjahr.

Mitte Juli war fast die Hälfte der weltweiten Ozeanfläche von marinen Hitzewellen betroffen – starke Temperaturanomalien wie jene im Golf und in der Karibik, wo das Wasser noch heute mehr als fünf Grad heißer als normal ist und die Prognose für das Ausbleichen, sprich: das mögliche Absterben riesiger Korallenriffe offiziell auf annähernd 100 Prozent beziffert wird. Historische und anhaltende Zerstörungen auch in Kanada: Lange vor dem Ende des Sommers sind schon jetzt zehn Millionen Hektar Wald verbrannt, eine Fläche so groß wie Portugal, und die Rauchschwaden zogen mit einer Ausdehnung in der Größe des gesamten Amazonasgebiets Zehntausende Kilometer über Nordamerika und darüber hinaus.

Am unteren Ende der Welt ist der Klimaschock nicht geringer. In der Antarktis etwa ist Winter, aber auf dem Meer drum herum bildet sich so wenig Eis, dass die Wissenschaftler von einem 4- oder 5-Sigma-Ereignis sprechen. Das heißt: Natürlicherweise wäre mit einem solchen Ausreißer bestenfalls alle 10.000 oder 100.000 Jahre zu rechnen. Kurzum: Der Mensch begegnet in ­diesen Tagen der brutalen Realität der Nicht-Lineratität unserer planetaren Existenzgrundlagen. Das Ausmaß der Ausschläge könnte klimapolitisch einiges bewirken, vielleicht sogar beim Verkehrsminister. Vorausgesetzt, er bekommt nach der Sommerpause auf der Autobahn den Blick frei auf die Lebensrealität der jungen Menschen.

 

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Was wird wohl gemacht um mehr Geld zu generieren?

TBD Soon™

 

Interessante "Maßnahmen" oder eher Symptombekämpfung gegen den Klimawandel sieht man in diesem Video.

 

Wenn ihr in den Chats oder privaten Nachrichten etwas wichtiges hattet, könnt ihr nur noch auf einen erfolgreichen Data-Request hoffen.

 

Was denkt ihr über unseren Kanzler zur Zeit? Nehmt ihr ihn wie ich als profillose "biegsame" Person wahr oder seht ihr in ihm Stärken, die unserem Land deutlich weiterhelfen?

Artikeltext:

Bevor er in die Sommerpause geht, will der Bundeskanzler heute in einer langen Pressekonferenz seine Politik erklären. Wir erklären: ihn. Wer ist Olaf Scholz? Und wie ist er so geworden?

Die Hälfte der Legislaturperiode ist vorbei, Olaf Scholz macht erst mal Pause. An diesem Freitag will der Bundeskanzler in der Sommerpressekonferenz vorher aber seine Politik noch mal erklären: Panzer, Heizungen, Kindergrundsicherung. Ein guter Zeitpunkt, um Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Kanzler jenseits der Tagespolitik zu suchen: Wie spricht er? Wie führt er? Wie hält er es mit den Genossen? Und: Steht er eigentlich auf Autos?

Der Kommunikator

Olaf Scholz kennt genau zwei Situationen: die, in denen er etwas sagen will. Und die, in denen er etwas sagen muss. Müssen tut niemand gern. Aber andere Politiker können es besser überspielen als Scholz, ihm merkt man sein Nichtmüssenwollen oft an. Mal wirkt er dann lustlos, mal gereizt. Wenn er zum Beispiel Reden hält, liest er den Text oft ohne besondere Emphase ab, sodass sich seine Zuhörer sehr konzentrieren müssen, um dranzubleiben. Immer wieder reagiert der Kanzler in Pressekonferenzen scharf, ebenso in den Briefings für Korrespondenten, die mit ihm im Flugzeug reisen, stellt Fragen als abwegig dar, Journalisten als schlecht informiert.

Doch meist gelingt es Scholz, in schwungloser Sachlichkeit, die Wohlmeinende ihm als Ausdruck von Hanseatentum auslegen, das Nötige mitzuteilen. Dazu noch mit der leisen Stimme, die er nun mal hat. Selbst seine eigenen Minister sind davon genervt, wenn er am Kabinettstisch mal wieder etwas murmelt, das schon wenige Plätze weiter keiner versteht. „Lauter!“, ruft dann schon mal einer. Es nützt wenig.

Doch Scholz kann auch anders – eben wenn er will. Zum Beispiel im Gespräch mit Menschen, deren Anliegen er wichtig findet. Einmal etwa, da war er noch nicht Bundeskanzler, war er zu Gast bei der Vorsitzenden des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, die blind ist. Einer aus deren Umfeld erzählte anschließend, Scholz sei einer der wenigen Leute überhaupt, die während des Gesprächs mit Bentele diese direkt anschauten und zu ihr sprächen statt den Blick anderer Leute im Raum zu suchen. Das habe ihm sehr imponiert. Auch bei den Grünen und in der FDP hat Scholz sich Respekt erworben als ehrlich aufmerksamer Zuhörer.

So wie schlechte Laune lässt sich Scholz auch gute Laune anmerken. Im Oktober 2021 zum Beispiel. Da war er noch Finanzminister, aber alle Signale standen auf Kanzlerschaft. Mitten in den Sondierungsgesprächen zur Regierungsbildung flog er zur Tagung von IWF und Weltbank. Selbst langjährige Begleiter bemerkten seine Hochstimmung. Er scherzte, duzte Journalisten im Kollektiv. Das Lebensziel war zum Greifen nah. Auch in Hintergrundrunden mit Journalisten kommt Scholz manchmal ins Plaudern: Er kann dann leidenschaftlich über seine Erfolge als Hamburger Bürgermeister, seine Glanzstunden als Finanzminister und seine Siege als Kanzler reden. Ironisch-kritische Fragen zum Thema Unfehlbarkeit laufen ins Leere, Scholz erzählt einfach weiter.

Wenn er Englisch spricht, ist die Chance höher als sonst, dass er wirklich etwas sagt. Sein Englisch ist gut, aber nicht gut genug, um alle Umständlichkeiten seines Deutschs zu spiegeln. Als Scholz im März ein viel beachtetes CNN-Interview gab, scherzten seine eigenen Leute anschließend, am besten solle der Kanzler Interviews nur noch auf Englisch geben.

Und dann gibt es noch einen Fall, in dem Scholz mehr als sonst sagt: Wenn er wirklich bewegt ist. Seine Rede zur „Zeitenwende“ war dadurch gut, und viele seine Auftritte vor Bürgern sind es auch. Vor allem, wenn er da Gegenwind bekommt. So wie am 1. Mai in Koblenz, wo Gegner der Waffenlieferungen ihn niederbrüllen wollten, oder einen Monat später in Falkensee. Auch da beschimpften Demonstranten ihn als Kriegstreiber. In beiden Fällen schleuderte Scholz ihnen seine Gegenargumente mitreißend entgegen. In Falkensee schloss er mit den fast schon pathetischen Worten: „Die Demokratie zeigt: Es gibt Schreihälse, aber wir können lauter reden.“ Und schloss, fast so, als wolle er nun schnell wieder zurückschlüpfen in den Alltags-Scholz, betont unaufgeregt: „Schönen Tag.“

Der Entscheider

„Wer Führung bestellt, der kriegt sie auch.“ Das hat Olaf Scholz 2011 gesagt, und jedenfalls bei den Hamburgern kam das gut an: Kurz drauf wurde er mit absoluter Mehrheit zum Ersten Bürgermeister gewählt. Nun führt er die Bundesregierung an, aber das ist ja zunächst mal eine Funktionsbeschreibung. Scholz ist kein „Basta“-Kanzler. Die Frage, wo denn eigentlich die Führung ist, stellen in regelmäßigen Abständen Koalitionspartner, Oppositionspolitiker und manchmal sogar Sozialdemokraten. „Vielleicht hat sie niemand bestellt“, wurde neulich in einer Landesregierung gescherzt.

Scholz sieht sich als Gegenmodell zu aggressiv auftretenden Führungsfiguren wie Donald Trump, „der sich voll mackerig hinstellt und sagt: ,Ich löse mehr oder weniger alle Probleme durch Mackersein‘“. So hat es der Kanzler im März vor Bürgern in Cottbus gesagt. In den vielen Konflikten in der Ampel ist seine Rolle die des Moderators. Er hört sich die eine Seite an, dann die andere. FDP und Grüne wissen oft nicht, was er selbst eigentlich denkt. Keine Zweifel bestehen nur daran, dass er derjenige ist, der am längsten Hebel sitzt.

Einmal hatte Scholz den Eindruck, das deutlich machen zu müssen: Im Streit um die Laufzeitverlängerung der Atomkraft hat er von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht. In Klimafragen hat sich Scholz öfter auf die Seite der FDP geschlagen. Es stehe immer „zwei zu eins“, beschweren sich Grüne, dabei habe Scholz im Wahlkampf doch „Klimakanzler“ plakatiert. Am Kanzler prallt das ab, er ist der Meinung, schon viel für das Klima getan zu haben.

Zu Beginn der gemeinsamen Regierungszeit hatten die drei Ampelparteien sich in Euphorie über den neuen Stil in der politischen Kultur Deutschlands überschlagen. Scholz hat da nicht mitgemacht, er beließ es dabei, die Gesprächsatmosphäre als „wohltuend“ zu beschreiben. Anders als seine Koalitionspartner empört er sich auch nicht, wenn es mal nicht so läuft. Sein Kommentar zum dreißigstündigen Koalitionsausschuss Ende März: Es seien „sehr, sehr gute Ergebnisse“ erzielt worden. Am Mittwochabend kam der Koalitionsausschuss noch einmal vor der Sommerpause zusammen, um die künftige Zusammenarbeit zu besprechen. Berichtet wurde, der Kanzler habe sich „sehr ausführlich“ darüber ausgelassen, dass der Kompromiss ein Wesensmerkmal guter Politik sei.

Scholz ist überzeugt, dass die Deutschen auf der Kommandobrücke einen Politiker wollen, der am Steuerrad eine ruhige Hand hat und nicht hektisch die Richtung wechselt. Er teilt ein Credo mit dem britischen Königshaus: never complain, never explain. Dahinter steckt die Annahme, dass die meisten Leute sich nicht für jedes Trippelschrittchen der Berliner Politik interessieren, sondern Ergebnisse sehen wollen. Deswegen muss man auch nicht über jedes Schrittchen sprechen.

In Scholz’ Umfeld wird eine Variante der Geschichte von den Gesetzen und der Wurst erzählt, die Bismarck zugeschrieben wird: Weil es beim Wurstmachen so blutig zugehe, verderbe einem das Zuschauen nur den Appetit. Am Ende zähle doch nur die schmackhafte Wurst. Die Öffentlichkeit bekommt von dem Schlachtfest aber trotzdem etwas mit, weil Grüne und FDP ihren Streit mit destruktiver Freude austragen. Scholz lässt das laufen, sollen sich die beiden kleineren Koalitionspartner nur müde kämpfen. Und so entsteht insgesamt ein Bild von der Koalition, über das sich Grüne und Gelbe aufregen können: Scholz, der geduldige Vater, der die streitenden Kinder besänftigt und, wenn nötig, zur Ordnung ruft.

Der Genosse

Als Olaf Scholz noch jung war und einen Wuschelkopf hatte, war er als Jungsozialist politisch bei den ganz Harten unterwegs, auf dem Stamokap-Flügel, benannt nach Lenins Wort für Staatsmonopolkapitalismus. Diese Gruppe wollte die gesamte Wirtschaft verstaatlichen und sie der Kontrolle von Parteifunktionären unterwerfen. Besonders verhasst waren ihnen die Spaß-Jusos, die das Recht auf Faulheit forderten. Das passte nicht zum fleißigen Scholz. Hat ihn diese Zeit, über die Schauergeschichten über erbitterte Machtkämpfe zwischen den Flügeln kursieren, geprägt?

Die harte Schule hat ihm für seine Karriere genutzt. Denn in den Flügelkämpfen der Jusos lernte man, Koalitionen und Gefolgschaften zu bilden und dabei allerlei Tricks anzuwenden, etwa Sachfragen dafür zu instrumentalisieren, um Personalentscheidungen durchzusetzen. Scholz kennt das alles, und es hat seinen Anteil daran, was er geworden ist: ein kühler Taktierer, geschickter Verhandler und auch ein entschiedener Macher.

Als Machtpolitiker kann sich Scholz lange zurückhalten, verfolgt seine Ziele aber beharrlich. So hat er – zusammen mit Andrea Nahles – nach der Bundestagswahl 2017 dafür gesorgt, dass sowohl Sigmar Gabriel als auch Martin Schulz keine führende Rolle in der SPD und in der Regierung mehr spielten. Scholz bewies auch organisationspolitisches Gespür, um Kanzler zu werden. Er wusste, dass er eine Gruppe braucht, um dieses Ziel zu erreichen – daran, dass sie keine hatten, scheiterten unter anderem die Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück und Schulz. Scholz baute das von ihm geführte Bundesfinanzministerium ab 2018 zu einer Kraft aus, die der Eroberung des Kanzleramts diente, mit seinem Vertrauten Wolfgang Schmidt als oberstem Kanzleramtsstürmer. Der Plan ging (nicht nur, aber auch deswegen) auf.

Manchmal neigt Scholz aber zum Übertaktieren, etwa als er die Minister im Kabinett für die SPD bestimmte. Er nominierte wegen des öffentlichen Zuspruchs Karl Lauterbach als Gesundheitsminister, den er nicht vorgesehen hatte, musste deshalb wegen der versprochenen Geschlechterparität Christine Lambrecht zur Verteidigungsministerin machen. Das Taktieren hat sich gerächt. Erst mit der Berufung von Boris Pistorius als Lambrechts Nachfolger tat Scholz wieder, was er für richtig hielt, ohne Zweitüberlegungen zu berücksichtigen.

Von der kommunistischen Ideologie, die ihm in jungen Jahren das Hirn vernebelte, hat sich Scholz nach dem Zusammenbruch des Kommunismus getrennt. Er selbst spricht mitunter von einem Entgiftungsjahr, das er damals gebraucht habe. Seitdem hat er sich keine andere Ideologie gesucht, sondern ist zum Superpragmatiker geworden.

Auch von Karl Marx hat sich der Kanzler kürzlich distanziert. Mit seiner Theorie, dass erst alles gut sei, wenn die Menschen nicht mehr entfremdet arbeiteten und sich ihre Arbeit komplett aussuchen könnten, habe der Philosoph danebengelegen. „Das ist ja Quatsch“, sagte Scholz, „das darf uns auch nie wieder reinrutschen ins Denken.“ Selbst einer Parteiströmung hat sich Scholz nicht angeschlossen. Zwar steht er heute dem Seeheimer Kreis nahe, von der Parteilinken gern als „Kanzlerunterstützungsverein“ beschrieben, doch offizielles Mitglied ist Scholz nicht.

Ein älterer Genosse hegt den Verdacht, dass Scholz schon in seiner radikalen Jugend im Grunde ein Pragmatiker gewesen sei. Und erzählt folgende Anekdote: Die Stamokap-Fraktion wollte auf einem Juso-Kongress den Beschluss durchsetzen, dass die 200 größten deutschen Unternehmen verstaatlicht werden sollten. Es gab Widerspruch von den weniger Radikalen. Schließlich einigte man sich auf 100 Unternehmen. Die Stamokap-Radikalen waren dennoch lauthals empört, nur Scholz blieb auffallend gelassen. Auf Nachfrage habe er seinen Genossen gesagt: „Ist doch egal, wird doch sowieso nichts.“

Der Mensch

Was gerne vergessen wird: Ein Kanzler ist ein Mensch. Bei Olaf Scholz ist der Hinweis doppelt wichtig, weil er sich als SPD-Generalsekretär den Spottnamen Scholzomat erworben hatte durch das Wiederholen der immer selben Botschaft. Jenseits davon, welche Reden er hält, wie er regiert, wie wohl er sich in seiner Partei fühlt, gibt es also noch weltliche Fragen: Fährt er gerne Auto? Trinkt er Bier? Mag er Sport? Was macht die Familie? Kann er mit Kindern umgehen?

Um mit einem Klischee anzufangen: Olaf Scholz mag Autos. Er tut nicht so, als müsse er wegen des Kampfes gegen den Klimawandel Autofahren doof finden und nur als beruflichen Zwang akzeptieren. Noch zu Beginn dieses Jahres gab er zu, dass er gerne schnell gefahren sei, als er noch selbst am Steuer saß. Legendär war sein rotes BMW-Cabriolet, Scholz ist Fan der Marke. Als Arbeitsminister berichtete er 2007, das Fahrzeug sei „ordentlich motorisiert“. In Hamburg wurde der Erste Bürgermeister Scholz gelegentlich am Steuer des BMW i3 der Senatskanzlei gesehen. Von der Beschleunigung eines Elektroautos kann der Kanzler mit jungenhafter Freude schwärmen.

Noch ein Klischee: Bier. Es ist schon eine Weile her, dass er in einem Interview mit der F.A.S. sagte, dass er gerne Bier trinke. Er fügte allerdings hinzu, dass er gerade auf Alkohol verzichte, um schneller abzunehmen. Bis heute setzt Scholz gelegentlich für eine Weile aus. Wie ein normaler Mensch also.

Vom Trinken zum Essen. Scholz isst wie fast alle Politiker tagsüber nur unregelmäßig, kommt oft hungrig irgendwohin, wo er auf seinen Auftritt wartet, während alle anderen sich schon am Grill bedienen. So geschehen etwa auf dem Sommerfest der Parlamentarischen Linken im vorigen Jahr, wo er beinahe verlegen massenhaft Salzstangen aus einem Glas auf dem Biertisch aß. Anders als andere Politiker neigt er offenbar aber nicht dazu, die verpassten Mahlzeiten spätabends nachzuholen. Das sähe man ihm wohl an. Er ist während seiner Amtszeit eher noch schmaler als runder geworden.

Das öffnet Räume bei der Kleidungswahl. Tendenziell trägt er schmal geschnittene, gut sitzende Anzüge. Dann wieder reist er im „Kanzler-Pulli“, einem lässig gemeinten Oversize-Stück, oder er steigt in zerknittertem T-Shirt, Jeans und mit verbeulter Ledertasche aus dem Flieger, so als reiste ein Entrepreneur und nicht ein Staatsmann. Scholz ist 65 Jahre alt, will dabei locker rüberkommen. Auf seinen Reisen führte er eine Neuerung ein, gemessen an den Gewohnheiten seiner Vorgängerin eine Revolution. Er lässt sich zu Beginn der vertraulichen Briefings mit den mitreisenden Journalisten filmen, gerne auch im lässigen Outfit.

Scholz war nie dick. Aber er nahm ab, als er anfing, regelmäßig Sport zu machen. Laufen und Rudern. Zumindest das Laufen hat er beibehalten, er ist in Potsdam regelmäßig mit seinen Bodyguards unterwegs. Grazil eher nicht, sondern etwas krampfig, sagen Augenzeugen.

Scholz ist spröde, aber soll privat auch witzig und nicht so unterkühlt sein wie in seinen Interviews und Auftritten. Gelegentlich erleben das sogar Journalisten. Seine Frau Britta Ernst, die bis vor Kurzem Bildungsministerin in Brandenburg war, ist so ähnlich, noch spröder sogar, ihr Humor noch versteckter. Auch im größeren Kreis von Menschen, die nicht zum Freundes- und Bekanntenkreis zählen, spricht Scholz ganz selbstverständlich von „Britta“, wenn er über seine Frau redet.

Scholz und Ernst haben keine Kinder. Trotzdem versteht er es, so mit Kindern zu reden, dass es nicht zu sehr nach Bundeskanzler klingt. Zum Beispiel kürzlich bei einem Besuch der Eigenherd-Grundschule in Kleinmachnow in Brandenburg. Da sagte er, dass er es „bekloppt“ finde, wenn sich Menschen wegen des Klimawandels auf der Straße festklebten.

 

Obwohl die Militärregierung klar abgewählt wurde, blockiert sie die Ernennung eines Reformers als Premierminister, aufgrund der vom Militär in den Senat entsandten Personen, welche zusätzlich zu den demokratisch gewählten Personen Stimmrecht haben. Wie würdet ihr hier handeln, um die gewählte Partei auch wirklich an die Macht zu bringen?

 

Wie seht ihr das? Würdet ihr von eurer Gasheizung ungesehen auf eine Wärmepumpe umsteigen, falls diese kaputtgehen sollte oder rechnet ihr das mit dem dann herrschenden Gaspreis erstmal durch?

Artikeltext:

Deutschlands oberste Verbraucherschützerin warnt vor dem Einbau neuer Gasheizungen. Doch ganz so einfach ist es gegenwärtig nicht.

ie Gasheizung als Kostenfalle? Vor dem Einbau könne man inzwischen nur warnen, sagt Ramona Pop. Die CO2-Preise würden von Jahr zu Jahr steigen, und damit auch die Preise für Öl und Gas. Damit spricht die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen und frühere Grünen-Politikerin aus, was viele aus klimapolitischer Sicht hoffen: Der Betrieb und bestenfalls auch die Anschaffung einer klimafreundlichen Heizung, etwa einer mit Strom betriebenen Wärmepumpe, soll auf die Lebensdauer der Anlage gerechnet günstiger sein als der Betrieb einer Gasheizung.

Kurzfristig sieht das Bild ambivalent aus. Tatsächlich ist der Gaspreis in den vergangenen Monaten sehr stark gefallen, hat sich bei um die 30 Euro je Megawattstunde eingependelt und liegt damit in etwa auf dem Niveau von vor zwei Jahren.

Auf die Verbraucherpreise hat das noch nicht durchgeschlagen: Kunden im Grundversorgungstarif zahlen mit knapp 15,8 Cent je Kilowattstunde immer noch mehr als doppelt so viel wie vor der Energiekrise, meldete das Vergleichsportal Verivox zu Wochenbeginn. Auch die Preise für Neukunden liegen mit 8,6 Cent noch um 37 Prozent höher. Hinzu kommt, dass Ende Dezember die Gaspreisbremse und Ende März die Mehrwertsteuersenkung auslaufen und somit die Verbraucherpreise stützen werden. Für jedes Haus individuell prüfen

Dennoch fällt das Verhältnis von Strom- zu Gaspreisen nirgendwo in Europa stärker pro Gaspreis aus als in Deutschland. Das liegt unter anderem daran, dass für CO2-Emissionen im Stromsektor schon seit dem Jahr 2005 Zertifikate über den europäischen Emissionshandel gekauft werden müssen, während Deutschland erst vor zwei Jahren einen CO2-Preis im Gebäudesektor eingeführt hat. Zudem liegt letzterer mit aktuell 30 Euro pro Tonne immer noch vergleichsweise niedrig, auch wenn die Bundesregierung überlegt, diesen im kommenden Jahr um 15 Euro anzuheben. Der Bochumer Ökonom Andreas Löschel sagte kürzlich in der F.A.Z., um eine echte Lenkungswirkung zu erzielen, seien Marktpreise von 200 oder 300 Euro je Tonne nötig. Auch viele andere Fachleute sehen das so.

Energiepreise bleiben (stark) politische Preise. Ob die Bundesregierung zeitnah darangeht, CO2 noch deutlich teurer zu machen, ist eher unwahrscheinlich – zu groß waren die Widerstände schon beim (schlecht gemachten) Heizungsgesetz, und zu groß scheint die Angst vor einem abermaligen Desaster. Dabei gibt es durchaus Ideen für soziale Ausgleichsmechanismen, etwa über ein Klimageld.

Die Gasheizung als Kostenfalle? Vor dem Einbau könne man inzwischen nur warnen, sagt Ramona Pop. Die CO2-Preise würden von Jahr zu Jahr steigen, und damit auch die Preise für Öl und Gas. Damit spricht die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen und frühere Grünen-Politikerin aus, was viele aus klimapolitischer Sicht hoffen: Der Betrieb und bestenfalls auch die Anschaffung einer klimafreundlichen Heizung, etwa einer mit Strom betriebenen Wärmepumpe, soll auf die Lebensdauer der Anlage gerechnet günstiger sein als der Betrieb einer Gasheizung.

Kurzfristig sieht das Bild ambivalent aus. Tatsächlich ist der Gaspreis in den vergangenen Monaten sehr stark gefallen, hat sich bei um die 30 Euro je Megawattstunde eingependelt und liegt damit in etwa auf dem Niveau von vor zwei Jahren.

Auf die Verbraucherpreise hat das noch nicht durchgeschlagen: Kunden im Grundversorgungstarif zahlen mit knapp 15,8 Cent je Kilowattstunde immer noch mehr als doppelt so viel wie vor der Energiekrise, meldete das Vergleichsportal Verivox zu Wochenbeginn. Auch die Preise für Neukunden liegen mit 8,6 Cent noch um 37 Prozent höher. Hinzu kommt, dass Ende Dezember die Gaspreisbremse und Ende März die Mehrwertsteuersenkung auslaufen und somit die Verbraucherpreise stützen werden. Für jedes Haus individuell prüfen

Dennoch fällt das Verhältnis von Strom- zu Gaspreisen nirgendwo in Europa stärker pro Gaspreis aus als in Deutschland. Das liegt unter anderem daran, dass für CO2-Emissionen im Stromsektor schon seit dem Jahr 2005 Zertifikate über den europäischen Emissionshandel gekauft werden müssen, während Deutschland erst vor zwei Jahren einen CO2-Preis im Gebäudesektor eingeführt hat. Zudem liegt letzterer mit aktuell 30 Euro pro Tonne immer noch vergleichsweise niedrig, auch wenn die Bundesregierung überlegt, diesen im kommenden Jahr um 15 Euro anzuheben. Der Bochumer Ökonom Andreas Löschel sagte kürzlich in der F.A.Z., um eine echte Lenkungswirkung zu erzielen, seien Marktpreise von 200 oder 300 Euro je Tonne nötig. Auch viele andere Fachleute sehen das so.

Energiepreise bleiben (stark) politische Preise. Ob die Bundesregierung zeitnah darangeht, CO2 noch deutlich teurer zu machen, ist eher unwahrscheinlich – zu groß waren die Widerstände schon beim (schlecht gemachten) Heizungsgesetz, und zu groß scheint die Angst vor einem abermaligen Desaster. Dabei gibt es durchaus Ideen für soziale Ausgleichsmechanismen, etwa über ein Klimageld.

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Wann sich der Einbau welcher Heizung lohnt, ist für jedes Haus individuell zu prüfen. Dennoch sind Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur aus klimapolitischen Erwägungen gut beraten, sich sehr genau zu überlegen, ob es bei der nächsten anstehenden Investition wirklich eine fossile Gasheizung sein muss. Auch wenn die CO2-Preise für Gas nicht so schnell steigen, besteht Grund zu der Annahme, dass durch den zunehmenden Ausbau der erneuerbaren Energieträger die Strompreise langfristig sinken könnten. Für die meisten Neubauten sind schon jetzt Wärmepumpen die wirtschaftlichste Option, insbesondere in klassischen Ein- und Zweifamilienhäusern in ländlichen Regionen.

Und Gas-Heizungen, die „H2-ready“ sind, also irgendwann einmal mit Wasserstoff betrieben werden können, bleiben ein vager Hoffnungswert: Erstens sind solche Heizungen bislang kaum zu kriegen, zweitens wird auch Wasserstoff absehbar teuer werden, drittens gibt es in noch kaum einer Kommune einen Plan für die Umstellung der Gasverteilnetze auf Wasserstoff. In Nischen haben alle (klimafreundlichen) Heiztechnologien ihre Berechtigung. Aber es lohnt sich, nicht nach dem Motto „einmal Gasheizung, immer Gasheizung“ zu verfahren.

 

Hat jemand von euch oder eure Kinder auch schon Prime getrunken? Ich habe es massiv über alle Kanäle beworben gesehen, aber die Zuckerplörre wollte ich nie trinken.

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Die Flaschen sind in den USA ausverkauft, auf Schulhöfen entsteht ein regelrechter Schwarzmarkt: Was es mit dem Hype-Getränk "Prime" auf sich hat und warum Politiker davor warnen.

Es gibt bei jedem Besuch im US-Supermarkt diesen Moment der völligen Überforderung, ob man nun Butter will, Schokolade oder Brot. Es gibt dort nämlich nicht einfach Butter, Schokolade oder Brot, sondern alles in Hunderten Varianten. Man freut sich deshalb über präzise Angaben und wundert sich nicht mal, als einen der Sohn bittet, Prime mitzubringen, und zwar unbedingt aus der Flasche und nicht aus der Dose. Prime sei dieses neue Hype-Getränk von Logan Paul, sagt er, den kenne man doch. Und noch einmal: keine Dose!

Man tut Logan Paul - Influencer, Youtube-Star, Neu-Kampfsportler - sicher nicht unrecht, wenn man sagt, dass er so ziemlich alles tut, bei dem irgendwer zusieht. Und dass er auf wirklich jede einzelne Sau aufspringt, die gerade durchs Dorf getrieben wird - und das sind in diesem Sommer nun mal Getränke. "Das Statussymbol dieser Sommerferien ist kein Outfit oder Spielzeug, sondern dieses Getränk, das so wahnwitzig beworben wird", sagt Chuck Schumer. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat hielt eine rot-weiß-blaue Dose (Geschmacksrichtung: Ice Pop) in die Kameras, als er die US-Lebensmittelbehörde aufforderte, das Getränk doch bitte genauer zu untersuchen. Spätestens seitdem weiß man auch, warum der Sohn eine Flasche wollte und auf keinen Fall eine Dose: Prime in Flaschen enthält kein Koffein, das in Dosen hingegen 200 Milligramm, also zweieinhalb Mal so viel wie Red Bull und sechs Mal so viel wie Cola. Alleinstellungsmerkmal ist nicht das Getränk, sondern der Promi, der es bewirbt

Der Energydrink-Markt in den USA ist Wilder Westen, weil die Lebensmittelbehörde gerade im Vergleich zu Deutschland ein Durchwink-Laden ist, in dem erst einmal alles erlaubt ist, das einen nicht beim ersten Schluck umbringt. Das aus Marketing-Sicht so Faszinierende: Kaum jemand kennt einen Unterschied zwischen Prime, Bodyarmor, Electrolit, Vitamin Water, Replenish, Reign, Fast Twitch, Celcius, Ghost, C4 und wie sie alle heißen. Es sind Symbole drauf, die irgendwie nach Fitness aussehen (auf der Prime-Flasche: ein geflexter Bizeps, eine Kokosnuss und ein Blitz für Elektrolyte); es sind Schlagwörter wie "zuckerfrei" oder "glutenfrei" vermerkt; und es gibt bei allen irgendwelche Promis, die es vermarkten. Paul zum Beispiel hat ein Tiktok-Video gedreht, in dem er passende Outfits zur jeweiligen Prime-Flasche vorschlägt. Alleinstellungsmerkmal ist also nicht mehr das Getränk, sondern der Promi, der es bewirbt.

Und der Plan geht auf: Der 100 Milliarden Dollar schwere Markt für Energydrinks soll einer Studie von Grand View Research zufolge jährlich um 8,4 Prozent wachsen. Viele der Produkte sind absichtlich schwer zu kriegen oder gar ausverkauft, so auch die Prime-Flaschen - das Prinzip der künstlichen Verknappung. Kein Wunder, dass Jugendliche auf dem Schulhof-Schwarzmarkt darum schachern. Und auch Chuck Schumer hat den Prime-Herstellern wahrscheinlich eher einen Gefallen getan mit seiner Warnung. Denn wenn Jugendliche für eines bekannt sind - man erinnere sich an die Mitte der Neunziger, als Red Bull noch als gefährlich galt und genau deswegen so gefragt war -, dann doch dafür, dass sie unbedingt alles haben wollen, von dem es heißt, dass sie es auf gar keinen Fall haben sollten.

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